
Der Begriff Gicht (Urikopathie) beschreibt Stoffwechselstörungen, bei denen sich Harnsäurekristalle (Urat) in Gelenken und Geweberegionen des Körpers ablagern können. Die in Schüben hervortretenden Gichtanfälle führen bei Betroffenen zu starken Gelenkschmerzen, die sich unter Bewegung oder Berührung verstärken. Besonders häufig sind dabei die Gelenke in den Füßen, Knien und Händen betroffen. Lesen Sie im Folgenden, welche Ursachen und Symptome Gicht aufweist und welche Maßnahmen sich zur Behandlung eignen.
Entstehung von Gicht
Harnsäure ist ein Abbauprodukt, das vor allem bei der Aufspaltung von Purinen entsteht und sich natürlich im Blut anreichert. Im Normalfall wird die Harnsäure durch die Nieren wieder aus dem Blutkreislauf gefiltert und anschließend mit dem Urin ausgeschieden. Diese Filtration kann allerdings nur bis zu einer gewissen Konzentration der Harnsäure im Blut erfolgen. Beträgt der Harnsäurespiegel mehr als 6,5 mg pro 100ml Blut, wird die Harnsäure nicht mehr vollständig filtriert. Stattdessen verbinden sich ihre Bestandteile zu Harnsäurekristallen, die über den Blutfluss wieder in den Körper ausgeschwemmt werden. Der Vorgang wird auch als Hyperurikämie bezeichnet und stellt die Basis zur Entstehung von Gicht dar.

Sobald die Harnsäurekristalle vermehrt im Blutkreislauf verbleiben, bahnen sie sich über den Austritt durch die Gefäßwände ihren Weg in Gelenke, Organe und Gewebeschichten. Neben extremen Schmerzen aufgrund der kristallinen Ablagerungen können dabei auch Schäden an den betroffenen Gelenken (z.B. Knochenresorption, Knorpelveränderungen) und inneren Organen (z.B. Niere) entstehen. Der Krankheitsverlauf von Gicht lässt sich diesbezüglich in vier Stadien einteilen:
- Stadium 1 – Hyperurikämie: durch einen gestörten Purinstoffwechsel, eine Überproduktion von Harnsäure oder Systemerkrankungen steigt der Harnsäurespiegel im Blut.
- Stadium 2 – erste Gichtanfälle: Nach anfänglichen Einlagerungen im Blut erreicht die Harnsäure in kristalliner Form nun erstmal Gelenke, Organe und Gewebeschichten. Ein erster akuter Gichtanfall tritt auf.
- Stadium 3 – interkritische Phase: Gichtanfälle treten in Intervallen auf. Die interkritische Phase bezeichnet hierbei den beschwerdefreien Zeitraum zwischen zwei akuten Phasen der Gicht. Die Hyperurikämie, also ein anhaltend erhöhter Harnsäurespiegel, bleibt während diesem Zeitraum jedoch weiter bestehen.
- Stadium 4 – chronische Gicht – die Gicht hat sich chronisch manifestiert. Gichtanfälle treten nun häufiger, eventuell auch in verkürzten Abständen auf.
Ursachen für Gicht
Die Ursachen einer Gicht finden sich in Erkrankungen oder Stoffwechselstörungen, welche den Harnsäurespiegel im Blut dauerhaft erhöhen. In einem Großteil der Fälle ist hierfür eine Funktionsstörung der Nieren verantwortlich, durch die zu wenig Harnsäure aus dem Blut gefiltert wird. Ebenso kann eine übersteigerte Produktion von Harnsäure oder eine übermäßige Aufnahme von Purinen über Nahrungsmittel zu einem Harnsäureanstieg führen. Einzelheiten zu möglichen Ursachen entnehmen Sie bitte der nachstehenden Übersicht:
- Ernährung: Im Bereich der Lebensmittel sind die möglichen Auslöser von Gicht besonders weit gefächert. So kann zum Beispiel exzessiver Alkoholkonsum einen akuten Gichtanfall auslösen. Grund dafür sind die im Alkohol enthaltenen Carbonsäuren, welche die Ausscheidung der Harnsäure hemmen. Des Weiteren kommen allzu purinhaltige oder saure Lebensmittel als Urheber der Gichtanfälle in Frage. Basische Lebensmittel sollen dagegen eindämmend auf Gicht wirken.
- Nierenfunktionsstörung: Besonders häufig wird eine Hyperurikämie durch eine Nierenfunktionsstörung verursacht, bei der die Nieren zu wenig Harnsäure ausscheiden. Eine solche Nierenfunktionsstörung kann genetisch bedingt sein oder durch vorgehende Erkrankungen der Nieren hervorgerufen werden. Darüber hinaus kann auch Diabetes mellitus durch Schädigungen der niereneigenen Blutgefäße einen Gichtanfall auslösen. Hierbei tritt vermehrt Harnsäure durch die geschädigten Gefäßwände aus und lagert sich im Körper ab.
- Lesch-Nyhan-Syndrom: In sehr seltenen Fällen wird eine Hyperurikämie durch eine genetisch bedingte Überproduktion von Harnsäure im Körper verursacht. Dabei bildet der Körper durch ein verändertes Gen mehr Harnsäure, als die Nieren filtern und ausscheiden können. Die Genmutation wird in medizinischen Fachkreisen als Lesch-Nyhan-Syndrom bezeichnet und beruht auf einer verringerten Aktivität des Enzyms Hypoxanthin-Guanin-Phosphoribosyltransferase (kurz: HGPRT oder HPRT).
- sonstige Erkrankungen: Eine Hyperurikämie kann auch durch Begleiterkrankungen hervorgerufen werden, die eine Steigerung der Harnsäureproduktion auslösen. Hierzu zählen in erster Linie Tumorerkrankungen, Blutarmut, Leukämie und Psoriasis als Ursachen. Je nach Krankheit ist diesbezüglich mit einem kurz- oder langfristig erhöhter Harnsäurespiegel zu rechnen.
Symptome bei Gicht
Gicht entwickelt sich zunächst beschwerdefrei. Erst wenn sich die Harnsäurekristalle dauerhaft im Körper manifestiert haben und zu einer schädlichen Größe herangewachsen sind, erleiden Betroffene einen akuten Gichtanfall. Dieser geht für gewöhnlich mit Schmerzen, Schwellungen und Rötungen im Bereich der Gelenke einher. Ebenso sind weniger spezifische Symptome denkbar. Nachstehend ein Überblick zu möglichen Beschwerden:
- Berührungsschmerz
- Bewegungsschmerz
- eingeschränkte Beweglichkeit
- Fieber
- Gelenkschmerzen
- Hitze
- Kopfschmerzen
- Rötungen
- Schwellungen
- Übelkeit und Erbrechen

Diagnose und Therapie bei Gicht
Gicht wird durch einen Arzt diagnostiziert, der mit dem Patienten in einer Anamnese zunächst auftretende Symptome sowie körperliche Umstände analysiert. Anschließend wird durch eine Tastuntersuchung der Schmerz möglichst genau lokalisiert und eventuelle Schäden an Gelenken durch einen Belastungstest ermittelt. Hierbei kommen bildgebende Verfahren wie Röntgen oder Ultraschall zum Einsatz. Diese können bereits entstandene Nierenschädigungen, Schädigungen an Gelenkköpfen oder gelenknahen Knochenschwund aufzeigen.
Um Gicht erfolgreich zu kurieren, müssen Ärzte vor allem die Ursachen der Harnsäureablagerungen zuverlässig ermitteln. Daher erfolgt im Rahmen der Diagnose auch eine Untersuchung des Patienten auf bestehende Erkrankungen, die eine Nierenfunktionsstörung oder eine Überproduktion von Harnsäure verursachen könnten. Je nach Befund und Stadium der Gicht kommen anschließend folgende Maßnahmen zur Behandlung zum Einsatz:
- Flüssigkeitsaufnahme: Um die Harnsäurekonzentration zu verringern und die Niere in ihrer Filtration zu unterstützen, sollte eine tägliche Flüssigkeitsaufnahme von 2 bis 3 Liter Wasser erfolgen. Die Flüssigkeit vermag es, das Blut zu verdünnen und so den Harnsäurespiegel etwas herabzusetzen. Greifen Sie hier auf ungesüßte Tees oder Wasser zurück. Von säurehaltigen Fruchtsäften und Alkohol sollten Sie bei Gicht hingegen absehen. Sie sind einer Entsäuerung des Blutes eher undienlich.
- Umstellung der Ernährung: Entsäuern lässt sich das Blut auch durch den Verzicht auf purinhaltige Lebensmittel wie Fisch, Innereien, Hülsenfrüchte und Bier. Stattdessen muss auf eine basische Ernährung mit obst- und gemüsereicher Kost gesetzt werden, die zusätzlich kohlehydratarm und proteinreich ist.
- Homöopathie und Hausmittel: Gegen die bei Gicht auftretenden Beschwerden können verschiedene homöopathische Mittel eingesetzt werden. So wirken Ledum, Belladonna und Bryonia schmerzlindernd. Bei einem akuten Gichtanfall können Schmerzen außerdem durch Schonung, Kühlung oder auch durch wärmende Entspannungsbäder verringert werden.
- medikamentöse Behandlung: Hat Gicht bereits in ein fortgeschrittenes Stadium erreicht, wird häufig der Einsatz von Medikamenten notwendig. Zur Schmerzbehandlung werden dabei vor allem nichtsteroidale Antirheumatika (z.B. Diclofenac) verabreicht. Um die Harnsäurekonzentration zu senken, sind ferner Urikostatika (z.B. Allopurinol) und Urikosurika (z.B. Probenecid) sinnvoll. Je nach Präparat steigern die Medikamente die Harnsäureausscheindung oder verringern die Harnsäureproduktion.
Gicht – Verlauf, Komplikationen und Prävention

- Eine gezielte Ernährungsumstellung auf basische, purin- und säurefreie Lebensmittel zur Entsäuerung kann den Krankheitsverlauf bei Gicht positiv beeinflussen. Auch der Verzicht auf Alkohol zögert so manchen Krankheitsschub hinaus. Trotz Beschwerdefreiheit sollte die Therapie aber niemals abgebrochen werden, denn nur durch die konsequente Einnahme von Medikamenten und weiteren palliativen Maßnahmen lässt sich Gicht dauerhaft lindern.
- Zu den ernsten Komplikationen gehören bei Gicht vor allem Nieren- und Gelenkschäden. Besteht eine Gicht über einen längeren Zeitraum, kann sich die Krankheit zudem chronisch manifestieren. Unbehandelt führt dies zu starken Gelenk- und Gewebeschädigungen, Gichtknoten, Nierensteinen und im schlimmsten Fall zu einer lebensbedrohlichen Niereninsuffizienz.
- Um einer Gicht vorzubeugen, empfiehlt sich vor allem die Vermeidung von Risikofaktoren wie purinlastiger Ernährung, Übergewicht, Bewegungsmangel und exzessivem Alkoholkonsum. Auch ein regelmäßiges entsäuern des Körpers kann schädliche Harnsäurekonzentrationen im Blut vermeiden. Durch die tägliche Aufnahme von 2 – 3 l Flüssigkeit wird zusätzlich die Nierenfunktion unterstützt und eventuell bereits entstandene Harnsäurekristalle lassen sich dank der angemessenen Flüssigkeitszufuhr besser ausschwemmen.
Fazit
Im fortgeschrittenen Stadium lässt sich ein chronischer Verlauf der Gicht kaum mehr aufhalten. Umso wichtiger ist es deshalb, einer erhöhten Harnsäurekonzentration im Blut rechtzeitig entgegen zu wirken. Erreichen lässt sich dies unter anderem durch eine basische, sowie purin- und säurearme Ernährung. Ebenso helfen verschiedene Medikamente den Purin-Harnsäure-Stoffwechsel zu regulieren. Eine ärztliche Betreuung ist bei Gicht in jedem Fall angeraten, um die bestmögliche Therapie und Entsäuerung des Blutes zu gewährleisten.