Ein Ermüdungsbruch ist eine Knochenfraktur, die durch ungenügende Anpassung des Knochengewebes an auftretende Belastung entsteht. Besonders häufig tritt ein Bruch dieser Art als Stressfraktur am den Mittelfußknochen auf, womit ein klassischer Unfallbruch beschrieben ist, der sich zuvor langsam und unter steter Dauerbelastung entwickelt. Betroffen sind vom Ermüdungsbruch vor allem Sportler wie Läufer, Sprinter oder Jogger. Aber auch übergewichtige Personen, sowie Kinder und Jugendliche, deren Knochen wachstumsbedingt noch sehr sensibel sind, können Ermüdungsbrüche erleiden. Nachstehend haben wir für Sie zusammengefasst, wie genau eine solche Stressfraktur entsteht und wie der Ermüdungsbruch behandelt werden kann.
Was ist ein Ermüdungsbruch?
Normalerweise kann unser Knochengewebe kurzzeitige Mehrbelastung erfolgreich ausgleichen. So wird in Bereichen, die verstärkt belastet werden, beispielsweise neues Knochengewebe angereichert, während weniger stark belastete Bereiche einen leichten Knochenabbau erfahren. Knochen benötigen für diese Anpassungsfähigkeit allerdings Zeit und ausreichende Pausen zwischen anspruchsvollen Belastungsphasen. Bleiben besagte Erholungsphasen hingegen aus, ist ein Ermüdungsbruch bei anhaltender Belastung praktisch vorprogrammiert.
Eine Stressfraktur in Form eines Ermüdungsbruchs entsteht demnach mit Vorliebe an Knochenabschnitten, die im Alltag besonders starke Dauerbelastung erfahren, ohne sich zwischendurch ausreichend erholen zu können. Meist erfolgt der Ermüdungsbruch dabei in langsamen Etappen, in denen durch stetig wiederkehrende Überlastung der Knochen mehr und mehr Schaden an der Knochensubstanz entsteht.
Ursachen für einen Ermüdungsbruch
Die Ursachen für eine Stressfraktur wie den Ermüdungsbruch variieren, hängen jedoch fast immer mit mechanischer Überbelastung des betroffenen Knochens zusammen. Läufer sind diesbezüglich vor allem deshalb häufig betroffen, weil ihre Knochen beim Training fortwährenden Bewegungsabläufen unterliegen, die durch Erschütterungen der Knochensubstanz in Kombination mit wiederholten Gewichtsverlagerungen gekennzeichnet sind. Letztere können Menschen mit Übergewicht übrigens schon durch gewöhnliches Laufen gefährlich werden. Hier sind Stressfrakturen also durch Bewegungsabläufe unter erhöhter Gewichtsbelastung begünstigt. Besonders betroffen sind dabei der Mittelfuß, die Ferse und auch das eine oder andere Gelenk im Fuß.
Bei Kindern und Jugendlichen hingegen liegt der Ermüdungsbruch in den natürlichen Wachstumsphasen begründet, in deren Verlauf sich die Flexibilität und Stabilität der Knochen erst noch ausbilden muss. Unvorhergesehene Erschütterungen oder erhöhte Gewichtsbelastungen eines Knochens bergen in der Jungend also ein doppeltes Frakturrisiko. Im Folgenden nun ein kleiner Überblick über die Gesamtheit aller möglichen Ursachen für einen Ermüdungsbruch:
- Veränderte oder exzessive Belastung des Knochens: Eine veränderte Belastungswirkung kann durch ungewohnte Bewegungen (z.B. Stolpern oder Umknicken), ungeeignetes Schuhwerk oder falsche Einlagen entstehen. Exzessive Belastungen werden dagegen durch zu intensive Trainingseinheiten, starkes Übergewicht, sensible Knochen im Wachstum oder allgemeine Mehrbelastung des Knochens (z.B. dauerhaftes Heben von Schwerstlasten) begünstigt. Vor allem die Knochen im Mittelfuß, das Gelenk im Knie sowie Schien- und Wadenbein werden bei veränderter oder exzessiver Belastung gerne überstrapaziert.
- Knochenfehlstellungen: Durch orthopädische Fehlstellungen von Hüft-, Bein- oder Fußknochen können sich selbst Normalbelastungen des Knochens ungleich auf einzelne Knochenabschnitte auswirken. Der Ermüdungsbruch muss demnach nicht zwingend durch exzessive oder veränderte Belastung entstehen, sondern kann bei angeborenen Fehlstellungen im Bewegungs- und Haltungsapparat auch durch Normalbelastung zustande kommen.
- Erkrankungen des Knochens: Krankheiten wie Osteoporose oder Osteomalazie schwächen das Knochengewebe und verringern dessen Dichte. Die Knochen können auftretenden Kräften in diesem Fall nicht mehr ausreichend standhalten und leiden deshalb selbst bei Normalbelastung unter erhöhter Bruchgefahr. Obgleich derartige Knochenkrankheiten eigentlich klassische Alterserkrankungen sind, geht gerade Osteoporose heutzutage nicht selten mit krankhaftem Übergewicht einher, das weder Jung noch Alt verschont. Hier sind die Knochen in zweierlei Hinsicht durch Stressfrakturen wie den Ermüdungsbruch gefährdet.
Symptome eines Ermüdungsbruchs
Ähnlich schleichend wie der Ermüdungsbruch selbst machen sich auch seine Begleitsymptome bemerkbar. So zeigen sich Schmerzen und Schwellungen zum Beispiel meist erst dann, wenn die Stressfraktur bereits erfolgt ist und einzelne Knochenfragmente verrutscht sind.
Da Ermüdungsbrüche üblicherweise im Bereich der Füße und Beine auftreten, liegen die Schmerzen im Normalfall auch in diesen Körperregionen. Allerdings sei darauf hingewiesen, dass auch Armknochen wie Elle und Speiche nicht vor Entstehung und Folgen eines Ermüdungsbruchs gefeit sind. Unabhängig von der jeweiligen Lage des Bruchs müssen jedoch mit einigen der folgenden Symptome rechnen:
- Schwellungen und Rötungen
- allgemeine Belastungsunfähigkeit
- drückende bis stechende Schmerzen
- Schmerzen bei Belastung
- erwärmte Haut rund um den Bruch
- abgesenktes Fußbett (bei verrutschten Mittelfußknochen)
Diagnose und Therapie bei einem Ermüdungsbruch
Die Bestimmung erfolgt bei einem Ermüdungsbruch zunächst durch eine Blickdiagnose, bei der ein behandelnder Arzt den schmerzenden Bereich auf Rötungen und Schwellungen hin untersucht. Abtasten macht lokal auftretenden Belastungsschmerz so schnell erkennbar. Um andere Verletzungen auszuschließen, werden zudem bildgebende Verfahren eingesetzt.
Auf Röntgenbildern wird ein Ermüdungsbruch leider oft erst erkennbar, wenn bereits Knochenteile verrutscht sind. Dies ereignet sich erfahrungsgemäß erst einige Wochen nach der eigentlichen Fraktur, sodass andere Verfahren sinnvoller sind. Bevorzugt werden daher Computertomographien, Magnetresonanz-Tomographien oder Kernspintomographien am betroffenen Knochenabschnitt oder Gelenk vorgenommen. Diese können bereits erste Schwellungen im Knochengewebe oder Flüssigkeitsansammlungen in der Knochenhaut sichtbar machen. Ebenso helfen sie dabei, andere Knochenerkrankungen auszuschließen. Wenn sich innerhalb der Untersuchung ein Ermüdungsbruch bestätigt, wird gegen diesen mit folgenden Maßnahmen vorgegangen:
- Ruhigstellung und Entlastung: Die betroffene Körperpartie muss nach einem Ermüdungsbruch umgehend ruhiggestellt werden, um den gebrochenen Knochen so gut wie möglich zu entlasten. Für Läufer bedeutet dies natürlich eine vorübergehende Trainingspause, die unter allen Umständen eingehalten werden sollte. Bei einer Fraktur des Knochens im Mittelfuß können ein sogenannter Vorfußentlastungsschuh oder spezielle Schuheinlagen zusätzliche Stabilisierung bringen.
- schwellungslindernde Maßnahmen: Die Kühlung der betroffenen Stelle und spezielle Verbände, beispielsweise aus Kinesio-Tape, können die Abschwellung des gereizten Gewebes unterstützen. Spannungszustände und übermäßige Druckverhältnisse an der Bruchstelle lassen sich hierdurch gut abbauen.
- Schienung: Bei Ermüdungsfrakturen am Schien- oder Wadenbein muss eine Schiene oder ein Gips an das betroffene Bein angelegt werden. Die Schiene verhilft dem Knochen wieder in die richtige Ausgangsposition und ermöglicht ein belastungsfreies Verwachsen der Fraktur. Gips oder Schiene werden dafür bis zu 6 Wochen getragen, bis der Knochen wieder verwachsen ist.
- Operative Stellungskorrektur: Wenn sich nach der Ermüdungsfraktur bereits einzelne Knochenstücke verschoben haben, lässt sich dies häufig nur durch eine Operation rückgängig machen. Nach der Korrektur der Fehlposition kann die Fraktur dann wieder richtig zusammenwachsen.
- Erhalt der Beweglichkeit: Bereits während der Ausheilungsphase kann die Beweglichkeit der betroffenen Körperregion durch Krankengymnastik oder Physiotherapie erhalten werden. Dies erleichtert auch die erneute Belastung nach der Verwachsung der Ermüdungsfraktur. Gerade bei einem Ermüdungsbruch in einem Gelenk ist dies sehr wichtig.
Ermüdungsbruch – Infos zu Verlauf, Komplikationen und Prävention
- In Sachen Heilungsverlauf nimmt ein Ermüdungsbruch im Normalfall bis zu 6 Wochen in Anspruch. Insbesondere, wenn die Anzeichen für den Bruch nicht rechtzeitig entdeckt und die Ermüdungsfraktur deshalb erst spät behandelt wurde, ist hier mit langen Genesungsphasen zu rechnen. Insgesamt besitzen Ermüdungsbrüche aber eine sehr gute Prognose.
- Komplikationen können bei einem Ermüdungsbruch auftreten, wenn die Fraktur zu spät bemerkt wurde oder Sie die Schonungsphase nicht ausreichend umsetzen. Auch stark verschobene Knochenfragmente machen in der Therapie oftmals Probleme. Des Weiteren kann es durch eingeklemmte Blutgefäße zu Thrombosen kommen.
- Um einem Ermüdungsbruch vorzubeugen, lassen Sie angeborene Knochenfehlstellungen am besten bereits frühzeitig korrigieren oder operativ beheben. Dies verhindert vorzeitig Überlastungen des Knochens und kann zudem die Körperhaltung verbessern. Sind Operationen bei Fehlstellungen nicht möglich, gibt es immer noch die Option von speziellen Haltungskorrekturen wie Korsetts oder Spezialeinlagen.
- Für die Prävention von Stressfrakturen ist es ebenfalls wichtig, dass Sie ihr sportliches Training an die tatsächliche Leistungsfähigkeit ihres Körpers anpassen und ihr Pensum nur in kleinen Schritten steigern. Auf diese Weise geben Sie Ihren Knochen genug Zeit, um sich an neue Belastungssituationen anzupassen. Achten Sie dabei außerdem auf passendes Schuhwerk, das Bereiche wie Ferse und Mittelfußknochen zusätzlich stabilisiert.
- Egal ob es um die Vermeidung von Übergewicht oder die allgemeine Stärkung der Knochen geht – die Ernährung spielt für die Knochengesundheit eine wichtige Rolle. Die wichtigsten Nährstoffe und Mineralien für die Knochen sind diesbezüglich Calcium und Vitamin D. Sie fördern sowohl die Regeneration des Knochengewebes nach einer Fraktur, als auch die Knochenstabilität zur Vorbeugung eines Bruchs.
Fazit
Ermüdungsbrüche treten durch stetige Überbelastungen auf, die das Knochengewebe langfristig schädigen. Wenn diese Schädigung über längere Zeit anhält, kommt es früher oder später zu einem Bruch in der Knochenrinde, dem im Laufe der Zeit der gesamte Knochen nachgibt. Besonders Läufer leiden häufiger unter Stressfrakturen. Mit Hilfe von Schienen und reduzierter Belastung kann ein rechtzeitig erkannter Ermüdungsbruch zwar meist ohne eine Operation genesen, der Fraktur durch geeignete Ernährung und Knochenschonung vorzubeugen ist mit Blick auf eine langwierige Heilungsdauer und mögliche Komplikationen aber definitiv sinnvoller.