Bei Leberkrebs handelt es sich um einen bösartigen Tumor der Leber, der sich in der Regel erst spät bemerkbar macht. Ursache ist sehr häufig eine Leberzirrhose, für die wiederum Hepatitis-Infektionen eine besonders wichtige Rolle spielen. In Deutschland gilt Leberkrebs als eine im Vergleich seltene Krebserkrankung, deren Häufigkeit in den letzten Jahren allerdings stark zugenommen hat. Nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft erkranken jährlich fast 9.000 Menschen in der Bundesrepublik an einem Leberkarzinom. Bei den meisten davon handelt es sich um Männer. Weltweit stellt die Krankheit sogar die fünfthäufigste bösartige Tumorerkrankung dar und die zweithäufigste tumorbedingte Todesursache. Eine rechtzeitige Diagnose ist zentral für die Heilungschancen. Entsprechend hängen die Therapiearten entscheidend davon ab, wann die Erkrankung festgestellt wird. In diesem Artikel möchten wir Ihnen deshalb einen Überblick über Leberkrebs und seine Ursachen, Symptome sowie Therapiemöglichkeiten verschaffen.
Was ist Leberkrebs?
Leberkrebs liegt eine unkontrollierte Vermehrung von Zellen in der Leber zugrunde. Stammen diese Zellen direkt aus der Leber, spricht man von einem primären Leberkrebs. Dieser wird wiederum danach unterschieden, woher die Zellen genau kommen. Ein hepatozelluläres Karzinom entsteht durch entartete Leberzellen selbst (Leberzellkarzinom), wohingegen bei einem cholangiozellulären Karzinom die Gallengänge und bei einem Angiosarkom die Blutgefäße in der Leber mutieren.
Häufiger liegt jedoch ein sekundärer Leberkrebs vor. Dieser basiert darauf, dass Krebszellen aus anderen Organen (zum Beispiel der Lunge) in die Leber einwandern und dort Tumore bilden.
Form von Leberkrebs | Einteilung | Charakterisierung |
---|---|---|
hepatozelluläres Karzinom | Es handelt es sich um ein primäres Leberzellkarzinom. | Zellen aus der Leber vermehren sich unkontrolliert und bilden Tumore. |
cholangiozelluläres Karzinom | Es handelt es sich um ein primäres Leberzellkarzinom. | Bei dieser Form von Krebs in der Leber entarten die Gallengänge. |
Angiosarkom | Es handelt es sich um ein primäres Leberzellkarzinom. | Mutationen der Blutgefäße in der Leber führen zu dieser Art von Leberkrebs. |
Metastasen | Sekundärer Leberkers | Krebszellen wandern aus anderen Organen in die Leber ein und bilden dort Tumore |
Ursachen von Leberkrebs
Hierzulande liegt den meisten Fällen von Leberkrebs eine Leberzirrhose zugrunde. Dabei handelt es sich um die Folgen einer chronischen Entzündung der Leber, die auf langjährige Leberschädigungen und akuten Entzündungen zurückgehen. Die Ursachen von Leberzirrhose und Leberkrebs sind vielfältig:
- Hepatitis B und C: Weltweit sind Virusinfektionen die häufigste Ursache für eine Leberzirrhose und Leberkrebs. Hepatitis B ist vor allem in Asien und Afrika ein Problem, Hepatitis C in Europa, Japan und den USA. Hepatitis C nimmt bei mehr als der Hälfte der erwachsenen Erkrankten einen chronischen Verlauf, Hepatitis B bei weniger als zehn Prozent.
- Übermäßiger Alkoholkonsum: Jahrelanger Alkoholkonsum führt schneller zu einer Schädigung der Leber, als Sie vielleicht annehmen. Frauen sind in dieser Hinsicht stärker gefährdet als Männer. Liegt bereits eine Hepatitis-B- oder C-Infektion vor, ist das Risiko besonders hoch. Verzichten Sie in diesem Fall lieber gänzlich auf Alkohol.
- Fettleibigkeit: Eine gesunde und ausgewogene Ernährung hat viele Vorteile. Dazu gehört, dass sie Leberkrebs vorbeugt. Regelmäßiger Kaffeekonsum kann dagegen sogar vorbeugend wirken. Ähnliches gilt für Tee.
- Genetisch bedingte Stoffwechselkrankheiten: In diesem Bereich spielt die sogenannte Eisenspeicherkrankheit (Hämochromatose) eine zentrale Rolle. Sie führt zu einer vermehrten Aufnahme von Eisen und auf diesem Weg häufig zu einer Schädigung von Organen wie auch der Leber.
- Medikamente: Vor allem wenn eine Leberzirrhose vorliegt, ist bei Medikamenten Vorsicht geboten, da diese über die Leber abgebaut werden. Auch die regelmäßige Einnahme von Anabolika kann die Entstehung von Leberkrebs begünstigen.
Symptome
Leberkrebs ist deshalb besonders tückisch, weil er sich häufig erst sehr spät bemerkbar macht. In der Regel leiden die Betroffenen lange nicht unter spürbaren Symptomen. Treten diese auf, sind sie oft zunächst sehr unspezifisch. Typische Symptome von Leberkrebs sind:
- Hautveränderungen: Durch Gefäßerweiterung und einen hohen Spiegel des Abbauprodukts Bilirubin im Blut kommt es zu gelblichen Verfärbungen von Haut und Augäpfeln und zum Beispiel einer „schmutzigen“ Gesichtsfarbe.
- Schmerzen: Dauerhafte Bauchschmerzen, vor allem im Oberbauch, können ein Anzeichen für Leberkrebs sein.
- Allgemeine Beschwerden: Hinzu kommen häufig ein Schwächegefühl und Gewichtsverlust sowie Durchfall, schwarzer, stark riechender Stuhl und Appetitlosigkeit.
Die meisten der typischen Symptome für Leberkrebs können auch auf andere Erkrankungen hinweisen. Dennoch ist es ratsam, sie bei ihrem Auftreten möglichst rasch ärztlich abklären zu lassen. So steigt auch die Chance auf eine erfolgreiche Therapie gegen ein solches Karzinom.
Diagnose
Eine frühzeitige Diagnose ist zentral bei Leberkrebs, aber nicht immer einfach. Dabei kommen unterschiedliche Verfahren zum Einsatz:
- Anamnese und erste körperliche Untersuchungen: Am Anfang steht das Gespräch mit dem Arzt. Schildern Sie hier möglichst genau Art und Umfang Ihrer Beschwerden. Es folgt in der Regel eine erste körperliche Untersuchung.
- Kontrastmittelverstärkte Ultraschalluntersuchung: Diese für den Patienten schmerzfreie Untersuchung ist auch zur Vorsorge geeignet und gibt Aufschluss über das Vorliegen von Krebs in der Leber.
- Kernspintomographie und Computertomographie: Hat die Ultraschalluntersuchung einen Tumor nachgewiesen, lässt sich mithilfe dieser beiden Verfahren feststellen, wo sich dieser genau befindet und wie groß das Leberkarzinom ist.
- Gewebeentnahme: Die sogenannte Biopsie kommt nur dann zum Einsatz, wenn durch die oben genannten Methoden keine eindeutige Diagnose möglich ist. Dann wird unter Betäubung mithilfe einer feinen Nadel eine Gewebeprobe entnommen, um den Krebs in der Leber genauer zu bestimmen.
- Magen- und Darmspiegelung: Diese dienen vor allem dazu, etwaige Ursprungstumore (andere Krbesarten) in anderen Organen festzustellen, wird aber heute generell bei Leberkrebs empfohlen.
Therapiemöglichkeiten bei Leberkrebs
Ist ein Leberkrebs festgestellt worden, richtet sich die Wahl der Therapie nach mehreren Faktoren, vor allem dem Stadium der Krankheit, dem Alter des Patienten und seinem allgemeinen Gesundheitszustand.
Anschließend kommen folgende Therapiemethoden gegen das Leberkarzinom zur Anwendung:
- Operative Entfernung von Lebergewebe: Hier wird das vom Krebs befallene Lebergewebe operativ entfernt. Das gesunde Gewebe ersetzt dieses im Folgenden nach und nach.
- Lebertransplantation: Ist eine operative Entfernung von Teilgewebe nicht möglich, weil sich der Tumor bereits zu stark ausgebreitet hat, wird oftmals eine Lebertransplantation erwogen. Dies hängt jedoch auch von den Erfolgsaussichten für einen solchen Eingriff ab.
- perkutane Ethanol- oder Essigsäure-Injektion (PEI): Der behandelnde Arzt spritzt Essigsäure oder Alkohol (Ethanol) in das betroffene Gewebe der Leber. Dies führt dazu, dass sich die erkrankten Leberzellen nicht mehr teilen können und der Krebs am Wachstum gehindert wird.
- Wärme- und Kältetherapie: Das Leberkarzinom wird gezielt durch Erhitzen oder Vereisen mithilfe flüssigen Stickstoffs zerstört.
- Chemoembolisation: Durch das Spritzen einer gefäßverödenden Substanz unterbricht man die Nährstoffversorgung des Tumors über das Blut. Mittlerweile hat sich die selektive interne Radiotherapie, eine neuartige Bestrahlungsmethode, zu einer attraktiven Alternative zur Chemoembolisation entwickelt, die zunehmend zum Einsatz kommt.
- Medikamentöse Behandlung: Das noch relativ neue Medikament Sorafenib hat sich als erfolgreich darin erwiesen, die Lebenserwartung von Erkrankten deutlich zu verlängern, wenn die Krankheit so weit fortgeschritten ist, dass die oben genannten Behandlungsmethoden nicht mehr infrage kommen.
Tipps zur Vorsorge
Zur Vorbeugung von Leberkrebs dienen unter anderem Impfungen gegen Hepatitis. In Deutschland ist eine Hepatitis-B-Impfung von Kindern seit mehr als zwei Jahrzehnten Standard. Daneben bewährt sich eine gesunde Lebensweise. Empfehlenswert in diesem Zusammenhang sind:
- Sparsamer Alkoholgenuss
- Ausgewogene und fettarme Ernährung
- Verzicht auf Nikotin
- Ausreichend Bewegung
Wenn Sie beruflich mit leberschädigenden Stoffen in Berührung kommen, sollten Sie zudem auf geeignete Schutzkleidung achten. Darüber hinaus sollten Sie bei einer Leberzirrhose regelmäßige Kontrolluntersuchen vereinbaren.
Fazit
Leberkrebs ist eine bei uns wenig verbreitete Krebsvariante, die Sie jedoch nicht unterschätzen sollten. Die Tatsache, dass Symptome oft sehr spät auftreten, macht das Karzinom der Leber besonders gefährlich. Eine Therapie kommt bei vielen Betroffenen zu spät. Umso wichtiger sind gerade bei Menschen mit Leberschädigungen wie einer Leberzirrhose regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen und ein gesunder Lebensstil. Mit einem sparsamen Alkoholkonsum und gesunder Ernährung können Sie das Erkrankungsrisiko in den meisten Fällen deutlich reduzieren. Achten Sie außerdem darauf, dass Sie entsprechende Symptome wie chronische Bauchschmerzen möglichst bald eine ärztliche Untersuchung vereinbaren.