Die Häufigkeit allergischer Erkrankungen nimmt scheinbar zu. Untersuchungen zufolge leidet inzwischen rund ein Viertel der deutschen Bevölkerung unter Heuschnupfen. Und bei den Lebensmittelallergien sind es immerhin noch sechs Prozent der Bundesbürger, die davon betroffen sind. Die Auswirkungen einer Allergie können vielfältig sein und reichen von juckenden Augen über Durchfall und Erbrechen bis hin zu sichtbaren Reaktionen der Haut. Das Problem: Nicht immer sind Quaddeln, Nesseln, das Grummeln im Bauch oder Bauchschmerzen ein Anzeichen für das Vorliegen einer allergischen Reaktion.
Verspüren Sie diese Symptome beispielsweise unmittelbar nach dem Verzehr von Milchprodukten, kann eine sogenannte Laktoseunverträglichkeit die Ursache sein. Was genau ist der Unterschied zwischen einer Allergie und Unverträglichkeiten (beispielsweise auf Lebensmittel)?
Auch wenn sich zumindest im Hinblick auf die Symptome beide sehr stark ähneln können – hinter einer allergischen Reaktion und einer Unverträglichkeit verbergen sich unterschiedliche Mechanismen.
Allergie oder Unverträglichkeit?
Allergien entstehen dann, wenn das Immunsystem auf bestimmte Stoffe reagiert. Eigentlich für den Körper harmlos, hat die Immunabwehr irgendwann „gelernt“, diese Stoffe (Eiweiße, Kohlenhydrate oder Fette usw.) als potenzielle Angreifer zu begreifen. Erkennen die Rezeptoren des Immunsystems die Allergene wieder, setzt sich eine Kette von Reaktionen in Gang, die in den klassischen Erscheinungsformen einer allergischen Reaktion mündet – inklusive Entzündungsreaktionen oder eines allergischen Schocks.
Die Herausforderung hinter einer Allergie besteht in der Tatsache, dass bereits geringste Spuren des Allergens ausreichen können, um eine heftige Antwort der Immunabwehr zu provozieren.
Unverträglichkeiten bzw. eine Intoleranz gegen bestimmte Stoffe basieren auf einem anderen Wirkungsprinzip. Bei Betroffenen reagiert nicht das Immunsystem (es sind auch keine für Allergien bzw. Pseudoallergien typische Botenstoffe beteiligt) auf die fragliche Substanz, es handelt sich eher um einen organspezifischen Mechanismus. Dabei kann einerseits der Transport betreffender Substanzen oder Stoffe gestört bzw. deren Verwertung beeinträchtigt sein. Letztere Form der Unverträglichkeit ist häufig enzymatisch bedingt.
Bestes Beispiel ist die Laktoseintoleranz. Dem auch als Milchzuckerunverträglichkeit oder Alaktasie bezeichneten Phänomen liegt eine Hemmung des Enzyms Laktase zugrunde, das entweder gar nicht mehr oder nur vermindert vom Körper produziert wird. Kommt es jetzt zur Aufnahme von Milchzucker (Laktose), kann dieser nicht mehr resorbiert werden und wandert in den Dickdarm ab. Hier wird der unverdaute Milchzucker von der Darmflora verarbeitet, es kommt zu Blähungen, Durchfall, innerer Unruhe, Erbrechen usw. Weitere bekannte Intoleranzen können gegen:
- Fructose
- Saccharose
- Sorbit
- Glutamat oder
- Koffein
entstehen.
Symptome steigen mit der Konzentration an
Themenwelt: Allergien
Sind die Symptome ähnlich, lässt sich durch einen Laien schlecht einschätzen, ob eine Allergie der Auslöser ist oder eine Unverträglichkeit. Wirklich Sicherheit lässt sich im Zuge einer Diagnose nur durch den Nachweis von Antikörpern erreichen. Fällt der Nachweis negativ aus, bleibt eine Unverträglichkeit der wahrscheinliche Auslöser. Einen weiteren Hinweis kann die Tatsache liefern, dass – anders als im Fall einer Allergie – bei Unverträglichkeiten die „Amplitude“ der Reaktionen von der Konzentration der fraglichen Substanz abhängt. Je mehr Milch Sie als Patient mit Laktoseintoleranz trinken, umso stärker werden wahrscheinlich die Beschwerden ausfallen.
Ein Zusammenhang, der im Alltag durchaus nützlich sein kann. Stellen Sie allergieähnliche Symptome fest, also:
- Juckreiz
- Hautreaktionen (z. B. die Verschlimmerung eines atopischen Ekzems)
- Husten und geschwollene Schleimhäute
- Durchfall
- Erbrechen oder
- Bauchschmerzen
kann eine Unverträglichkeit vorliegen. Was genau die Symptome auslöst, muss im Anschluss herausgefunden werden, da gerade im Bereich der Lebensmittelzusatzstoffe, Konservierungsmittel und Farbstoffe diverse Kandidaten als Auslöser für Unverträglichkeiten in Frage kommen.
Hinweis: Gerade als Allergiker müssen Sie diese Krankheitszeichen ernst nehmen. Häufig entstehen im Verlauf einer allergischen Erkrankung sogenannte Kreuzallergien. Hierbei handelt es sich um Reaktionen auf ein bestimmtes Antigen, das mit dem eigentlichen Allergen zwar nicht identisch ist, auf welches dessen Rezeptor aber in gleicher Weise anspricht – und eine allergische Reaktion auslöst. Beispielsweise sprechen Birkenpollenallergiker oft auch auf Nüsse an.