
Chronische Hüftschmerzen können auf eine Hüftkopfnekrose (Femurkopfnekrose) hindeuten. Die Schmerzen treten bei dieser Form der Hüftnekrose meist unter Belastung auf. Sie beginnen gezielt am Hüftkopf, greifen meist aber auch auf andere Körperteile über. Die Gefahren einer Femurkopfnekrose sind relativ hoch. So kann durch deformierte Hüftgelenke jedwede Bewegung unmöglich werden. Selbst lebensgefährliche Komplikationen sind bei Nekrosen nie auszuschließen. Dies gilt insbesondere dann, wenn Organe und Blutgefäße von der Erkrankung betroffen sind. Wenn Sie von einer Hüftkopfnekrose betroffen sind, erfahren Sie in diesem Ratgeber mehr zu Ursachen, Symptomen und zur Behandlung.
Entstehung der Hüftkopfnekrose
Die Hüftkopfnekrose ist eine spezielle Variante der aseptischen Knochennekrose. Ihre Entstehung ist bis heute noch nicht vollständig geklärt. Gerade die primäre Hüftkopfnekrose entsteht gemeinhin ohne erkennbare Vorerkrankungen. Lediglich die sekundäre Hüftkopfnekrose tritt als Folge einer bestehenden Grunderkrankung ein. Eine Sonderform der Hüftnekrose stellt zudem Morbus Perthes dar. Eine Hüftnekrose, die sich ausschließlich im Kindesalter entwickelt und ebenfalls noch zahlreiche Rätsel aufgibt.

Ungeachtet der Klassifikation ist für eine Femurkopfnekrose ein schleichender Prozess der Entstehung kennzeichnend. Das Absterben des Knochengewebes schreitet also sehr langsam voran. Für die Frühdiagnose der Erkrankung stellt dies ein großes Problem dar. Im ersten Krankheitsstadium bemerken Patienten meist keinerlei Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen. Diese entstehen erst im späteren Verlauf, sodass die Knochennekrose oftmals lange unerkannt bleibt. Einteilen lässt sich der Krankheitsverlauf aber wie folgt:
- Stadium – Frühstadium der Erkrankung ohne erkennbare Symptomatik
- Stadium – Beginn schleichender Umbauvorgänge der Knochen im Bereich des Hüftkopfes
- Stadium – Einbruch der Gelenkfläche am Hüftkopf
- Stadium – vollständige Nekrose und Deformierung des Hüftkopfes
Ursachen der Hüftkopfnekrose
Mediziner gehen inzwischen davon aus, dass die Hüftkopfnekrose auf einer Durchblutungsstörung im Hüftbereich beruht. Diese erhöht durch anhaltenden Sauerstoffmangel das Risiko einer Knochennekrose enorm. Hervorgerufen werden kann die gestörte Durchblutung dabei auf unterschiedliche Art und Weise. Hier ein kleiner Überblick:
- stoffwechselbedingte Durchblutungsstörungen: Durchblutungsstörungen des Hüftkopfes können u.a. durch Stoffwechselkrankheiten entstehen. Hierzu gehört z.B. eine krankhaft erhöhte Produktion von Gallensäure. Des Weiteren beeinträchtigen Morbus Gaucher, Gicht und Diabetes mellitus gerne die Durchblutung. Und auch Mangelversorgungen sind als Ursache einer Durchblutungsstörung nicht zu unterschätzen.
- Kortison- oder Strahlenbehandlung: Kortisonhaltige Medikamente und Strahlentherapien können ebenfalls zu Störungen der Durchblutung im Hüftbereich führen. Die Belastung für Blutgefäße und Bindegewebe ist bei einer derartigen Behandlung sehr hoch. Zum einen kann es hier zu Gefäßschwellungen und Entzündungen kommen, welche die Durchblutung erschweren. Zum anderen kann gerade eine hohe Strahlenbelastung eine Nekrose auch direkt provozieren.
- Bindegewebs- und Gefäßerkrankungen: Verengte Gefäße und Krankheiten des Bindegewebes stellen bei Hüftkopfnekrose den dritten, wichtigen Bereich an Ursachen. In beiden Fällen ist eine ausreichende Durchblutung des Hüftgelenks nicht mehr gewährleistet. Entsprechende Krankheiten werden zum Beispiel von Sichelzellenanämie, Thrombose und Erkrankungen des rheumatischen Formkreises gestellt.
Symptome der Hüftkopfnekrose
Belastungsschmerzen gelten bei Nekrosen am Hüftkopf als Kardinalsymptom. Die Schmerzen können sich auch auf angrenzende Körperbereiche ausweiten, was die Lokalisation der Schmerzquelle deutlich erschwert. Insgesamt sind folgende Schmerzbereiche und Symptome möglich:
- allgemeine Belastungs- und Bewegungsschmerzen
- Entzündungen im Hüftbereich
- Missempfindungen und Taubheitsgefühle
- Schmerzen am Hüftkopf oder im Bereich des Hüftgelenks
- Schmerzen im Bereich der Knie
- vollkommene Bewegungsunfähigkeit des Beines
- ziehende Schmerzen in der Leistengegend
Diagnose und Therapie der Hüftkopfnekrose
Zur Feststellung einer Femurkopfnekrose bedarf es grundsätzlich bildgebender Verfahren. Hierfür wird gerade im Anfangsstadium gerne die Magnetresonanztomografie (MRT) verwendet. Sollte ein fortgeschrittenes Krankheitsstadium vorliegen, sind ferner Röntgenbilder, Kernspin- und CT ratsam. Hier lässt sich eine zunehmende Entrundung des Hüftkopfes durch Deformation gut erkennen. Ergänzend hilft bei der Untersuchung die Beurteilung der Schmerzintensität durch Abtasten des Hüftkopfes. Eine Beobachtung des Gangbildes der Patienten ist ebenfalls nützlich. Zur Therapie können bei Hüftkopfnekrose dann folgende Maßnahmen Erfolg versprechen:
- Konservative Behandlungsmethode: Konservativ lässt sich die Hüftkopfnekrose durch Vergabe entzündungshemmender Medikamente behandeln. Zu den angewendeten Wirkstoffen gehören hier Salicylsäure, Ibuprofen, Naproxen und Diclofenac. Gezielte Hüftstellungen zur Ruhigstellung zählen ebenfalls konservativen Therapie. Dazu werden geschädigte Hüftknochen so positioniert, dass sie eine Heilung beschleunigen. Erreichen lässt sich dies zum Beispiel durch spezielle Hüftschienen oder Ruhigstellung der Hüfte durch Liegen.
- Anbohrung der Hüfte: Anbohrungen der Hüftknochen werden bei Hüftkopfnekrose vor allem im 1. und 2. Stadium der Krankheit durchgeführt. Die Anbohrung stellt einen minimal-invasiven Eingriff dar, in dessen Verlauf das nekrotisierende Hüftgewebe eröffnet und entfernt wird. Ziel der Anbohrungen ist es darüber hinaus, die Neubildung von Blutgefäßen anzuregen, um eine weitere Nekrose zu hemmen.
- Osteotomie: Diese Behandlung wird unter Umständen zusammen mit der Anbohrung durchgeführt. Es handelt sich dabei um gezielte Durchtrennung von Knochengewebe. Sie dient dazu, eine fortgeschrittene Nekrose künstlich einzudämmen. Sobald die Hüftnekrose ausgeheilt ist, lassen sich die Knochenanteile dann wieder zusammenfügen.
- Einsatz einer Prothese: Sehr stark deformierte Hüftknochen machen den Einsatz von Prothesen meist unumgänglich. Zum Glück ist die moderne Medizin hier inzwischen sehr gut aufgestellt. Sowohl kleinere als auch größere Hüftelemente lassen sich heute problemlos rekonstruieren und ersetzen. Zuvor muss die Nekrose aber vollständig durch eine Anbohrung behoben sein.
Nekrose am Hüftkopf – Verlauf, Komplikation und Prävention
- Zum Verlauf der Hüftkopfnekrose lässt sich derzeit leider noch keine genaue Prognose abgeben. Das Krankheitsbild verläuft oft sehr individuell. Manche Nekrosen stellen sich von selbst ein, während andere nach einer kurzen Pause weiter voranschreiten. Es kann jedoch gesagt werden, dass eine Früherkennung der Hüftnekrose großen Einfluss auf den Heilungsverlauf nimmt.
- Komplikationen kann es bei Hüftkopfnekrose immer dann geben, wenn der Femurkopf vollständig zusammengebrochen ist. Danach kann das Gelenk kaum noch belastet werden und es entsteht eine starke Einschränkung. Auch gestaltet sich die Behandlung eines vollständig deformierten Hüftkopfes äußerst schwierig. Eine Hüftprothese ist hier oft der letzte Ausweg, um das Gelenk weiter nutzen zu können.
- Ebenfalls als komplikativ zu beurteilen ist ein Übergreifen der Nekrose auf andere Körperteile. Hierin liegt wohl die größte Gefahr der Erkrankung, muss ohne geeignete Behandlung doch mit Organversagen gerechnet werden.
- Präventivmaßnahmen gegen Hüftkopfnekrose gibt es kaum. Allenfalls die Vermeidung von Mangelerscheinungen und ernährungsbedingten Gefäßerkrankungen ist zur Vorbeugung hilfreich.
Fazit
Nekrosen sind immer eine gefährliche Beeinträchtigung der Gesundheit. Die Hüftkopfnekrose bildet hier keine Ausnahme. Neben einer vollständigen Bewegungsunfähigkeit müssen Patienten hier auch mit Gefäß- und Organschäden rechnen. Unbehandelt führen diese im schlimmsten Fall zum Organversagen. Anhaltende Hüftschmerzen und Entzündungsreize im Bereich der Hüfte sollten deshalb immer ernst genommen werden. Rechtzeitig erkannt, lässt sich der Hüftnekrose dann effizient durch operative Eingriffe beikommen und das Gelenk retten.