Angenehme Temperaturen machen den Sommer zu einer Jahreszeit, in der man sich gern im Freien aufhält. Und wenn es dann doch etwas zu warm wird, können Sie sich nicht nur im Freibad abkühlen. Auch ein Spaziergang im schattigen Wald wird als angenehm empfunden. Leider sind die warmen Monate genau die Zeit, in der viele Deutsche mit einem eher unguten Gefühl durch Wälder, Wiesen und Parks streifen. Hintergrund: In Mitteleuropa sind diverse Blutsauger heimisch, die gerade jetzt besonders aktiv sind. Die Rede ist nicht vom klassischen Vampir, der sich auch ein eine Fledermaus verwandeln kann, sondern Zecken.
Umgangssprachlich oft als Holzbock bezeichnet, verbirgt sich dahinter eine Unterordnung der Milben bzw. Arachniden, weshalb Zecken zu den Spinnentieren gehören (erkennbar ist diese Verwandtschaft anhand der acht Beine). Und die immer wieder Gegenstand von Mythen rund um die Zeckenentfernung sind.
Insgesamt sind derzeit etwa 850 verschiedene Arten bekannt, die drei Familien zugerechnet werden und von denen Schild- bzw. Lederzecken am häufigsten in Erscheinung treten. Die parasitär lebenden Spinnentiere sind bereits seit der Antike bekannt und ernähren sich vom Blut ihrer Wirte. Dazu wird mit den Mundwerkzeugen deren Haut eröffnet und anschließend mit dem Saugrüssel die Blutmahlzeit begonnen. Was den Stich der Zecke so gefährlich macht, ist die Tatsache, dass sie beim Saugen nicht nur Ihr Blut aufnimmt. Zecken haben die Angewohnheit, Reste früherer Mahlzeiten und Flüssigkeit in ihren Wirt abzugeben. Auf diesem Weg gelangen die Erreger von mehreren Dutzend Krankheiten in die Wirtskörper, von denen die Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) zu den bekanntesten Infektionen gehören.
Tipp: Zecken fallen nicht – wie immer wieder behauptet wird – von Bäumen auf ihre Opfer. Häufig sitzen sie im Gras oder Unterholz und lassen sich von ihren Wirten einfach abstreifen, weshalb Ihre Hunde und Katzen regelmäßig auf Parasiten untersucht werden sollten.
Zecken schnell und gefahrlos entfernen
Wie groß ist die Gefahr für eine Infektion durch den Zeckenstich wirklich? Generell lassen sich für verschiedene Infektion Risikogebiete ausmachen. Im Fall der Frühsommer-Meningoenzephalitis gilt dies zum Beispiel für Süddeutschland. Aber auch in anderen Regionen können Zecken Erreger übertragen. Da die Infektionswahrscheinlichkeit vordergründig mit der Saugzeit in Verbindung steht, sollten Sie eine Zecke umgehend entfernen.
Ein Stich von wenigen Minuten oder Stunden kann harmlos sein. Wie klinische Tests zeigen, steigt die Infektionsgefahr bei einer Saugzeit von mehr als 48 Stunden aber deutlich an. Damit sich aus dem Entfernen keine Komplikationen ergeben, sollten Sie die Zecke übrigens nicht mit üblichen Hausmitteln, wie Öl oder Ähnlichem entfernen, da sich das Insekt im Todeskampf in seinen Wirt erbrechen kann.
Bewährt haben sich stattdessen Hilfsmittel wie eine Pinzette mit gebogener Spitze, der Einsatz einer Zeckenzange oder die Zeckenkarte. Obwohl in Aussehen und Anwendung unterschiedlich, gilt für alle Hilfsmittel zur Zeckenentfernung eine goldene Regel: Ruhe bewahren. Auf keinen Fall sollten Sie die Zecke mit einem Ruck entfernen. Da die Tiere im Stechrüssel über Widerhaken verfügen und sich mit der Stichstelle über ein Sekret verkleben, kann dies zum Abbrechen des Saugapparates führen, der dann in Ihrer Haut verbleibt.
Fassen Sie die Zecke stattdessen soweit wie möglich an der Haut und üben steten Zug auf den Blutsauger aus. Bereits nach wenigen Sekunden wird die Zecke ihre Blutmahlzeit beenden und sich von Ihrer Haut lösen.
Tipp: Durch die Verankerung mit Widerhaken kann das immer wieder propagierte Herausdrehen der Zecke im ungünstigen Fall ebenfalls zum Abbrechen der Saugwerkzeuge führen. Da diese im Regelfall aber von selbst abgestoßen werden, müssen Sie sich um den „Zeckenkopf“ keine Gedanken machen.
Die Hilfsmittel im Überblick:
- Zeckenzange
- Zeckenschlinge
- Pinzette (am besten mit gebogener Spitze)
- Zeckenkarte und Zeckenhaken
Keinesfalls zum Einsatz kommen sollten:
- Alkohol
- Aceton
- Öl
- Feuerzeugbenzin oder ähnliche Substanzen
Im Anschluss an die erfolgreiche Entfernung der Zecke desinfizieren Sie die Stichstelle, halten Daten wie Datum und Uhrzeit fest und beobachten das Ganze. Zeigen sich ungewöhnliche Hautrötungen o. Ä. ist ein Besuch beim Arzt angebracht. Haben Sie die Zecke lebend entfernt, kann durch deren Aufbewahrung mittels PCR-Diagnostik (Polymerase-Kettenreaktion) das Tier als Träger für Erreger nachgewiesen werden, was aber keinen zwingenden Infektionsnachweis erbringt.
Hinweis: Durch angemessene Kleidung beim Spaziergang machen Sie es der Zecke schwerer. Gleichzeitig sollten Sie für sich und Ihre Familie an den Aufbau einer Immunisierung denken, da sich zumindest gegen FSME mithilfe von Schutzimpfungen vorbeugen lässt.