Freitag, April 19, 2024

Schuppenflechte (Psoriasis)

Schuppenflechte (Psoriasis) – Ursachen, Symptome, Therapie

Neben Neurodermitis zählt Schuppenflechte (Psoriasis) zu den am weitesten verbreiteten, immunologischen Hautkrankheiten der Welt. Insgesamt leiden etwa 125 Millionen Menschen unter der dermalen Entzündung, wobei zwei Millionen alleine auf Deutschland entfallen. Bekannt ist die Autoimmunerkrankung bereits seit der Antike, wo der Urvater der modernen Medizin Hippokrates die Psoriasis erstmals beschreib. Die genauen Ursachen für die Schuppenbildung der Haut sind jedoch bis heute nur teilweise bekannt, was eine Behandlung häufig erschwert. Lesen Sie hier mehr zum Thema Schuppenflechte.

Was ist Schuppenflechte? – Einzelheiten zur Psoriasis

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Häufig verwechselt wird Schuppenflechte mit Neurodermitis. Zwar handelt es sich in beiden Fällen um entzündliche Hautkrankheiten, die mit einer Störung im Immunsystem verbunden sind, doch ihre Entstehung unterscheidet sich in zahlreichen Punkten. So sind es bei Neurodermitis beispielsweise nässende Ekzeme, die sich nach Ausbruch der Krankheit auf der Haut manifestieren. Psoriasis zeichnet sich hingegen wie der Name schon sagt durch schuppende Hautflächen aus, die eher verhornt denn nässend erscheinen.

Ein weiterer Unterschied zwischen Neurodermitis und Schuppenflechte sind die dermalen Entzündungsherde. Diese manifestieren sich bei Psoriasis mit Vorliebe an von Natur aus hornreichen Dermalschichten, können aber auch andere Körperstellen, etwa die Kopfhaut befallen, wie die nachstehende Klassifizierung zeigt:

  • Psoriasis vulgariscc – Die häufigste Form der Schuppenflechte (etwa 85 Prozent aller Psoriasiserkrankungen) tritt meist an Ellenbogen, Knien oder Fingerknöcheln auf. Ebenso kann eine Manifestation am After, Steißbein und im Bereich des Bauchnabels erfolgen. Erfahrungsgemäß geht die Psoriasis vulgaris gerne mit anderen Formen der Schuppenflechte einher.
  • Psoriasis capitis – In bis zu 80 Prozent der Psoriasis vulgaris, wird im weiteren Verlauf auch eine Schuppenflechte an der Kopfhaut diagnostiziert. Sie ist besonders schwer zu behandeln, da sie unter dem Haar der Patienten verborgen liegt.
  • Psoriasis arthropathica – Befällt die Schuppenflechte zusätzlich zur Oberhaut auch Gelenke und Sehnen, so spricht man von einer Psoriasis arhtropathica bzw. einer Psoriasis-Arthritis. Hier nimmt die Entzündungen unmittelbar Einfluss auf die Funktionalität des Bewegungsapparats, was zu Haltungsschäden und rheumathischen Schmerzen führen kann.
  • Psoriasis pustulosa – Bei einer Psoriasis pustulosa bilden sich neben den krankheitstypischen Schuppeb kleine, weiße Pusteln auf der Haut. Denkbar ist ein Befall der Extremitäten, sowie der Nase, des Kinns, der Augenbrauen und des Jochbeins. Im schlimmsten Fall und ohne geeignete Therapie verläuft eine Erkrankung hier tödlich. Zudem muss bei Formen der Psoriasis pustulosa mit Haarausfall gerechnet werden.
  • Nagelpsoriasis – Sollte die Schuppenflechte Störungen in der Nagelmatrix verursachen, beispielsweise durch ungewöhnliche Nagelverdickungen, gelbliche Verfärbungen oder Grübchenbildung, ist eine Nagelpsoriasis sehr wahrscheinlich. Eine geeignete Therapie gibt es hier bislang noch nicht.
  • sonstige Formen der Psoriasis – Auch die Netzhaut der Augen und das Herz können von einer Schuppenflechte in Mitleidenschaft gezogen werden. Hier ist schnelles Handeln gefragt, da sich Sehfähigkeit bzw. Herzfunktionalität in unmittelbarer Gefahr befinden.

Ursachen für Schuppenflechte

In gut 95 Prozent aller Fälle von Psoriasis vulgaris ist das gestörte Immunsystem auf genetische Abweichungen des 6. Chromosoms (insbesondere die dort befindlichen HLA- Typen) zurück zu führen. Die hier befindlichen Gene sind für die Immunerkennung und Proteincodierung zuständig – zwei Aspekte, die bei der Hauterneuerung eine entscheidende Rolle spielen. Sofern entsprechende Genfaktoren von einem Elternteil vererbt wurden, liegt die Auftretenswahrscheinlichkeit von Schuppenflechte bereits bei 30 Prozent. Sollten gar beide Elternteile von der genetischen Abweichung des 6. Chromosoms betroffen sein, steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Psoriasis auf 60 Prozent.

Wenngleich Psoriasis wie viele Autoimmunerkrankungen größtenteils erblich bedingt scheint, kommen noch weitere Faktoren für die Entstehung der entzündlichen Hautkrankheit in Frage. Hier ein kleiner Überblick:

 

infektionsbedingte Immunschwäche: Nicht selten wird eine bis dahin latente Schuppenflechte durch bestehende Infektionskrankheiten aktiviert. Sollte es sich dabei um eine Streptokokkeninfektion wie Mandel- oder Mittelohrentzündung handeln, so spricht man von einer Psoriasis guttata. Allerdings können auch andere Infektionskeime (z.B. Grippeviren) autoimmune Reaktionen auslösen, die folglich zum Ausbruch der Schuppenflechte führen.

Hautreizungen: Ob Sonnenbrand, ein scheuernder Gürtel, Tätowierungswunden, Schnitt- oder Stichverletzungen. Jegliche Beschädigung der Haut begünstigt das Auftreten von Schuppenflechte enorm. Besonders sorgfältig sollten dabei allergische Hautreaktionen beobachtet werden.

Stress und seelisches Ungleichgewicht: Sowohl im aktiven als auch im inaktiven Zustand reagieren zahlreiche Hautkrankheiten äußerst empfindlich auf emotionale Ausnahmesituationen. So werden Neurodermitis und Schuppenflechte beispielsweise gleichermaßen durch familiäre, soziale oder berufliche Problemsituationen befördert. Daneben können plötzliche Stressspitzen zu Krankheitsschüben und der Bildung der Schuppen führen.

sonstige Einflussfaktoren: Ebenfalls denkbar als Ursache für den Ausbruch von Schuppenflechte sind Rauschmittelkonsum, Übergewicht, Schadstoffbelastungen, chemische und klimatische Einflüsse. Interessanterweise scheinen auch ethnische Faktoren eine Rolle zu spielen, denn bei Naturvölkern wie den Aborigines, Inuit und Indianern ist Psoriasis so gut wie unbekannt. Gleiches gilt für sehr dunkel pigmentierte Volksgruppen, wie die Völker Schwarzafrikas, was die Vermutung zulässt, dass Lebensweise und Hautton ebenfalls für die Entstehung der Autoimmunerkrankung relevant sind.

 

Welche Symptome gehen mit Schuppenflechte einher?

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Das wohl auffälligste Anzeichen für Schuppenflechte sind die ungewöhnlichen Schuppungen der Haut. Ursache hierfür ist eine krankheitsbedingt bis zu siebenfach beschleunigte Erneuerung der Oberhaut. Im Normalfall dauert dieser Vorgang etwa 28 Tage. Bei Psoriasis ereignet sich die Hauterneuerung allerdings binnen 4 Tagen, was zu unkontrollierten Epithelablagerungen (Plaques) am Oberhautgewebe führt. Die so entstehenden, scharf begrenzten Schuppenerhebungen erscheinen an ihrer Oberfläche meist silbrig glänzend, wohingegen darunterliegende Hautschichten durch die verstärkten Erneuerungsvorgänge der Haut intensiv durchblutet und deshalb kräftig gerötet sind.

In Abhängigkeit von der Art der Psoriasis können die Plaques entweder im Bereich der Knie-, Arm- oder Fingergelenke auftreten. Weiterhin ist eine Manifestation an anderen Körperstellen, etwa der Kopfhaut, im Gesicht und an Körperöffnungen möglich. Im fortgeschrittenen Stadium der Schuppenflechte muss zudem mit einer Ausbreitung zuvor lokal begrenzter Plaqueablagerungen gerechnet werden, die sich beispielsweise landkartenähnlich (Psoriasis geographica) oder punktartig (Psoriasis punctata) zeigen können. Zusätzlich muss dabei mit folgenden Beschwerden gerechnet werden:

  • Abgeschlagenheit
  • extrem Trockene Haut
  • Fieber
  • entzündliche Gelenkbeschwerden (bei Psoriasis-Arthritis)
  • Juckreiz
  • Krankheitsgefühl
  • Nagelverfärbungen und -verformungen (bei Nagelpsoriasis)
  • Pustelbildung (bei Psoriasis pustulosa)
  • schmerzhafte Schwellungen

Wichtig! Die entstellte Haut verursacht bei Patienten mit Schuppenflechte häufig seelische und soziale Probleme. Sie scheuen den Kontakt mit anderen, fühlen sich isoliert oder kämpfen mit Unsicherheiten und mangelndem Selbstwertgefühl. Nicht selten haben die seelischen Nöte auch Alkohol- oder Drogenmissbrauch zur Folge, um das persönliche Leid zu verdrängen. Ein Teufelskreis, denn emotionaler Stress und Rauschmittel können Krankheitsschübe begünstigen.

Diagnose und Therapie bei Schuppenflechte

Für gewöhnlich ist Psoriasis anhand ihren unverkennbaren Hautveränderungen optisch leicht zu diagnostizieren. Hilfreich sind hier Hauttests in Form eines sogenannten Kerzenfleckphänomens. Zu diesem Zweck kratzt der Hautarzt vorsichtig die obere Plaqueschichten ab, welche in Folge wie kleine Kerzenwachsplättchen abfallen. Unter den Ablagerung kommt nach dem Abkratzen die rege durchblutete und rötlich glänzende Unterhautschicht, auch letztes Häutchen genannt, zum Vorschein. Wird hieran weiter gekratzt, bilden sich an der freigelegten Hautoberfläche blutige Tautropfen.

Um die genaue Zusammensetzung der Schuppen zu ermitteln, können behandelnde Hautärzte dermale Biopsien durchführen. Hierzu zählen in erster Linie Hyperkeratosen, Follikelkeratosen und Epidermishyperplasien. Entsprechende Hautproben werden im Rahmen der Biopsie ins Labor geschickt, wo sie auf Verhornungs- bzw. Entzündungsgrad, sowie den Gehalt an Abwehr- und Fresszellen hin untersucht werden.

In Sachen Behandlung muss gesagt werden, dass nicht jede Form von Psoriasis behandelbar ist. Während Formen der Psoriasis vulgaris gemeinhin gut auf eine Therapie ansprechen, zeigen sich eine Psoriasis der Kopfhaut und Nagelpsoriasis relativ behandlungsresistent. Grundsätzlich kommen jedoch folgende Therapieansätze in Betracht:

 

Ernährungstherapie: Es gibt zahlreiche Lebensmittelzusätze (z.B. Gluten), die eine Schuppenflechte verschlimmern können. Gleichzeitig kann eine vermehrte Zufuhr von Vitamin B12, Vitamin D und Vitamin E über die Ernährung aber auch Krankheitssymptome lindern.

Entspannungs- und Pflegetherapien: Um psychischen Stress abzubauen, aber auch um das Hautbild zu verbessern, helfen bei Schuppenflechte zum einen Entspannungsbäder und Fangokuren mit heilsamen Zusätzen (z.B. Meersalzen). Selbst eine Wasserbehandlung mit sogenannten Knabberfischchen, welche sich mit Vorliebe von abgestorbenen Hautzellen ernähren, ist denkbar. Darüber hinaus ist die richtige Pflege der Haut wichtig. Gerne genutzt werden hierfür spezielle Pflegeprodukte und Salben mit Harnstoffen, Glyzerin, Hyaluronsäure, Meersalz und Vitamin E.

Laser- und Lichttherapie: Sonnenlicht hat erwiesenermaßen einen positiven Effekt auf von Schuppenflechte betroffene Hautstellen. Besonders für Patienten, die in lichtarmen Regionen wohnen, bieten deshalb sowohl UV-Laser- als auch UV-Lichttherapien ideale Voraussetzungen zur Behandlung ihrer Psoriasis.

medikamentöse Behandlung: Eine Therapie mit Medikamenten ist bei Schuppenflechte ebenfalls denkbar. Hilfreich sind vorrangig Präparate aus Biologicals, Coclosporin, Fumarsäureester, Kortikoiden, Methotrexat und Retinoiden. Allerdings sollte bei manchen Arzneimitteln auf Wechselwirkungen mit anderen Behandlungsmethoden geachtet werden.

 

Psoriasis – Tipps für Betroffene und Angehörige

  • Krätze
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    Stress befördert bei vielen Krankheiten eine Symptomverschlimmerung. Bei Psoriasis ist das nicht anders, weshalb Sie stets Wert auf Harmonie und Ausgeglichenheit legen sollten. Gerade von Kindern mit Schuppenflechte ist ein stressreicher Alltag konsequent fernzuhalten, da er schwere Krankheitsschübe verursachen kann.

  • Ein Kuraufenthalt am Toten Meer galt bei Schuppenflechte und Neurodermitis lange Zeit als Geheimtipp für besonders schwere Verlaufsformen. Inzwischen ist es medizinisch erwiesen, dass sowohl die heilenden Salze, als auch das sonnenreiche Klima am Toten Meer für nachhaltige Besserung der Beschwerden sorgen. Gönnen Sie sich also ruhig mal eine erholsame Auszeit an dem stehenden Gewässer Nordafrikas.
  • Achten Sie auch auf eine geeignete Hautpflege bei Psoriasis. Die Verwendung von Pflegeprodukten, die den speziellen Bedürfnissen ihrer erkrankten Hautpartien gerecht werden, ist dabei vor allem für schwere Formen von Psoriasis capitis und pustulosa unerlässlich für ein weitestgehend beschwerdefreies Leben. Gleiches gilt für Nagelpsoriasis, auch wenn diese sich bisher noch nicht heilen lässt.
  • Viele Patienten schwören bei Schuppenflechte auf eine homöopathische Behandlung und Therapiemaßnahmen der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Tatsächlich können Therapieansätze wie Akupunktur oder die Anwendung von Kräutersalben aus Eichenrinde, Nachtkerze, Ringelblume und ähnlichen hautfreundlichen Heilpflanzen bei Psoriasis Linderung versprechen. Um Nebenwirkungen zu vermeiden, sollten Sie etwaige Maßnahmen aber zuvor mit ihrem Hautarzt diskutieren.

Fazit

Wie viele Autoimmunerkrankungen gibt auch Schuppenflechte bis heute zahlreiche Rätsel auf. Allerdings gibt es zahlreiche homöopathische und schulmedizinische Arten von Behandlung, die Betroffenen mit autoimmunen Hautkrankheiten das Leben erleichtern. Unbedingt testen sollten Sie in diesem Zusammenhang die Heilkraft des Toten Meeres. Ein Kuraufenthalt, wie auch die Nutzung von Pflegeprodukten, die auf die salzige Heilkraft des Gewässers setzen, sind für Patienten mit Psoriasis absolut empfehlenswert.