Dienstag, März 19, 2024

Rachitis

Rachitis – Ursachen, Symptome, Therapie – Ratgeber

Rachitis ist eine Krankheit, welche die Menschheit in der Vergangenheit durch sämtliche Zeitalter begleitete. Insbesondere Hungersnöte und harte Winter mit extremem Sonnenmangel begünstigten diesbezüglich ein erhöhtes Vorkommen der Erkrankung, welche als klassische Kinderkrankheit das Gegenstück zur Osteomalazie im Erwachsenenalter stellt.

Auch heute noch ist Rachitis in manchen Regionen der Welt vermehrt anzutreffen. Selbst in Deutschland werden jährlich bis zu 400 Fälle von kindlicher Knochenerweichung registriert. Dabei weisen vor allem in Armut lebende Kinder die krankhaften Verformungen der Knochen auf. Der häufigste Grund: ein dauerhafter Mangel an Phosphat, Kalzium und/oder Vitamin D.

Was ist Rachitis? – Einzelheiten zur Knochenerweichung im Kindesalter

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Rachitis ist eine stoffwechselbedingte Wachstumsstörung der kindlichen Knochen, welche mit Fehlbildungen der Wachstumsfugen (Epiphysen) einhergeht. Aufgrund des instabilen Fugenaufbaus kommt es in Folge zu multiplen Krümmungen des Knochenskeletts und des Rückgrats.

Wenngleich sich der Begriff Rachitis vom griechischen Wort rhachis für ‚Wirbelsäule‘ ableitet, sind meist auch das Bein- und Armskelett der Kinder von den Knochenverformungen betroffen. Aus diesem Grund können sowohl Körperhaltung- als auch Fortbewegung und Motorik von der Erkrankung in Mitleidenschaft gezogen werden. Das der Rachitis entsprechende Krankheitsbild im Erwachsenenalter ist die Osteomalazie.

Ursachen für Rachitis

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Ähnlich wie Osteomalazie ist auch Rachitis auf Störungen im Stoffwechselhaushalt zurück zu führen. Insbesondere Vitamin- und Mineralmangel begünstigen in diesem Zusammenhang die Entstehung von Knochenverformungen im Kindesalter. Zu den häufigsten Mangelerscheinungen gehören dabei:

  • Vitamin-D-Mangel (Vitamin D abhängige Rachitis)
  • Mangel an Kalzium (Kalziummangel-Rachitis)
  • Mangel an Phosphat (Phosphatmangel-Rachitis)

Die genannten Nährstoffe sind für ein gesundes Wachstum kindlicher Knochen unerlässlich, sodass ein entsprechender Mangel logischerweise zu Wachstumsstörungen und Stabilitätsdefiziten der Knochenmatrix führt. Zustande kommt besagter Nährstoffmangel für gewöhnlich aufgrund folgender Ursachen:

 

Mangelernährung: Rachitis ist heutzutage vor allem in Entwicklungsländern weit verbreitet. Zurück zu führen ist dieser Umstand auf eine vitamin-, kalzium- oder phosphatarme Ernährung der Kinder in entsprechenden Regionen. Da die Eltern sich meist keine hochwertige Nahrung leisten können, fehlt es den Kleinen an nötigen Nährstoffen zum gesunden Skelettaufbau. Rachitis wird deshalb nicht ohne Grund gerne als klassische Armutskrankheit bezeichnet, wobei auch in Fortschrittsländern beheimatete Kinder eine Rachitis entwickeln können. Dies ist zum Beispiel bei Essstörungen oder Fehlernährung der Mutter während der Schwangerschaft bzw. Stillzeit der Fall. Zudem ist eine Verabreichung ungesunder Nahrung (z.B. Fertigprodukte) während der Kindheit als Ursache für die Verformung der Knochen denkbar.

Sonnenmangel: Auch in Europa gab es immer wieder Epochen, in der Kinder vermehrt an Rachitis litten. Insbesondere in sonnenarmen Wintern und zu Zeiten der industriellen Revolution, wo Kinderarbeit in lichtarmen Bergwerken an der Tagesordnung litten viele Schützlinge an Vitamin D abhängiger Rachitis. Grund hierfür war die Tatsache, dass der menschliche Körper das für den Knochenaufbau wichtige Vitamin nicht selbst herstellen kann, sondern größtenteils über die Aufnahme von Sonnenlicht, besser gesagt die Umwandlung ultravioletter Strahlung, produzieren muss. Bei konstantem Sonnenmangel kommt es deshalb unweigerlich zu einer reduzierten Produktion von Vitamin D. Heute ist Vitamin D abhängige Rachitis vor allem bei Kindern in sonnenarmen Regionen wie Skandinavien anzutreffen.

Darmerkrankungen des Kindes: Nicht selten ist eine Rachitis Begleiterscheinung einer ernstzunehmenden Erkrankung des Magen-Darm-Trakts. Da entsprechende Organe maßgeblich für die Vitamin- und Nährstoffverwertung verantwortlich sind, kann eine Funktionsstörung in diesem Bereich gerade in jungen Jahren auch den Aufbau von Knochen und Muskeln verzögern oder gar stoppen.

Frühgeburt des Kindes: Kinder, die zu früh auf die Welt kommen, weisen meist herbe Entwicklungsverzögerungen auf. Auch die Stoffwechselfunktionalität, sowie die damit einher gehende Vitamin- und Nährstoffproduktion kann bei Frühchen verzögert sein. Erschwerend hinzu kommt, dass hier große Teile des Vitamin-, Kalzium- und Phosphatvorrats von Knochen und Organen auf das sogenannte Aufholwachstum verwendet werden müssen.

Leber- und Nierenschäden des Kindes: Die menschliche Leber, wie auch die Niere spielen bei der Speicherung von Phosphat eine wichtige Rolle. Sollten sie durch erblich bedingte Krankheiten wie Phosphatdiabetes oder anderweitig bedingte Funktionsstörungen Phosphat nicht richtig verwerten und weiterleiten können, ist die Entstehung einer Rachitis nicht auszuschließen.

angeborene Hormon- und Enzymdefekte: Hormone wie Enzyme regeln den Stoffwechsel eines jeden Menschen. Sollten sie einer erblichen Störung unterliegen, kann dies die Speicherung und Produktion von Kalzium, Phosphat und Vitamin D enorm beeinträchtigen.

medikamentöse Behandlungen: Es gibt zahlreiche Präparate, welche die Vitamin- und Nährstoffaufnahme des Darms reduzieren oder deren Verbrauch erhöhen. So stehen einige Medikamente zur Therapie von Epilepsie (insbesondere Phenytoin und Phenobarbital) beispielsweise unter dem Verdacht, die Aufnahme von Kalzium zu verringen und gleichzeitig einen erhöhten Abbau von Vitamin D3 zu verursachen. Eine Kalzium- bzw. Vitamin D abhängige Rachitis ist hier ebenfalls möglich.

 

Welche Symptome verursacht Rachitis?

Säugling
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Rachitis kann bei Kindern sowohl spezifische als auch unspezifische Symptome auslösen. In den ersten drei bis vier Lebensmonaten können Unruhe und Schreckhaftigkeit des Säuglings frühe Anzeichen für angehende Verformungen der Knochen sein. Ebenfalls denkbar sind in diesem und späteren Altersabschnitten:

  • Auftreibungen der Knochenfugen an Rippen oder Brustkorb (Rosenkranz)
  • Auftreibungen der Hand- und Fußgelenke (Marfan-Zeichen)
  • Beinverkrümmungen
  • Einziehungen des Zwerckfellansatzes (Harrison-Furche)
  • Froschbauch
  • Knochenerweichungen am Schädel
  • Muskelkrämpfe
  • Muskelschwäche
  • Schweißausbrüche
  • schweißbedingter Hautausschlag und damit verbundener Juckreiz (Miliaria)
  • Verstopfungen
  • verzögerter Zahndurchbruch
  • defekter Zahnschmelz

Werden die Symptome nicht rechtzeitig erkannt kann es in den Folgejahren zu einer Intensivierung der Knochenverformungen kommen. Charakteristisch sind dann die sogenannten O-Beine, wie auch deutlich aufgetriebene Fuß- und Handgelenke.

Diagnose und Therapie bei Rachitis

Diagnose
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Besonders wichtig bei einem Verdacht auf Rachitis sind bildgebende Diagnoseverfahren, wie etwa eine Röntgenuntersuchung. Sie ermöglichen dem Arzt eine detaillierte Sicht auf mögliche Fehlbildungen der Knochen. Ebenfalls gebräuchlich sind Laboruntersuchungen zur Feststellung von Vitamin- und Nährstoffdefiziten im Blut der jungen Patienten.

Als zuverlässige Behandlungsmethode bei Rachitis erwies sich bislang die Nährstofftherapie. Eine gezielte Aufnahme von Kalzium, Vitamin D und Phosphat über die Nahrung des Kindes ist demzufolge unumgänglich. Zusätzlich können Nährstoffinfusionen und -präparate zum Einsatz kommen, sofern das Vitamin- und Mineralstoffdefizit nicht allein durch Ernährungsumstellungen kompensiert werden kann.

Was die Ausheilung von Fehlstellungen der Knochen anbelangt, so kann gesagt werden, dass sich die meisten Knochenverformungen bei Kindern durch geeignete Vitamin- und Nährstoffzufuhr selbstständig zurück bilden. In besonders schweren Fällen kann jedoch ein Schienen der Knochen oder ein operativer Eingriff zur Korrektur notwendig werden.

Tipps zur Prävention gegen Rachitis

  • Das kindliche Wachstum ist auf eine geeignete Zufuhr an Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen angewiesen! Stellen Sie also sicher, dass Ihr Kind stets ausreichend mit Vitamin D, Phosphat und Kalzium versorgt ist, um einen gesunden Aufbau der Knochen zu gewährleisten. Besonders gut geeignet sind hier Lebensmittel wie Fisch, Lebertran, Milch und Milchprodukte.
  • Vergewissern Sie sich, dass Ihr Schützling genug Sonnenlicht abbekommt, um Vitamin D und das daraus gewonnene Kalzium herstellen zu können. Dass bei der Lichttherapie natürlich ein geeigneter Sonnenschutz vorhanden sein muss, versteht sich von selbst.
  • Nicht immer ist Rachitis eine Ursache falscher Ernährung oder Sonnenmangels. Manchmal spielen auch genetische Dispositionen im Enzym- und Hormonaufbau, oder in der Nieren- und Leberfunktionalität eine entscheidende Rolle. Achten Sie daher vor allem in den ersten Monaten nach der Geburt ihres Kindes auf mögliche Fehlbildungen der Knochensubstanz.
  • Schützen Sie Ihr Kind durch geeignete Hygienemaßnahmen vor Erregern klassischer Magen-Darm-Krankheiten. Eine Störung im Verdauungstrakt könnte ansonsten die natürliche Vitamin- und Nährstoffzufuhr beeinträchtigen, was Wachstumsstörungen und Verformungen der Knochen begünstigt.

Fazit

Rachitis ist auch als Knochenerweichung bekannt und wird bei Erwachsenen allgemein als Osteomalazie bezeichnet. Auch wenn es vielfältige Ursachen für die Erkrankung gibt, liegt nicht selten ein Vitamin-D-Mangel oder eine Unterversorgung mit anderen wichtigen Nährstoffen vor. Sollten Sie bei Ihren Kindern entsprechende Symptome feststellen, ist sofort ein Arzt aufzusuchen. Dieser erarbeitet eine passgenaue Therapie, die oftmals in der Gabe von zusätzlichen Nährstoffen liegt. Als Vorsorge empfiehlt sich zudem eine Ernährung, in der die Zufuhr von Phosphat und Kalzium sowie Vitamin D (zusammen mit viel Sonnenlicht) in ausreichendem Maße sichergestellt wird. 9