Freitag, März 29, 2024

Wundrose(Erysipel)

Wundrose – Ursachen, Symptome, Therapie – Ratgeber

Vom Aussehen her erinnert sie in vielen Fällen an einen harmlosen Hautausschlag. Jedoch darf sie mit Blick auf mögliche Begleiterscheinungen keineswegs auf die leichte Schulter genommen werden. Die Rede ist von der sogenannten Wundrose (Erysipel) – eine bakterielle Entzündung der Haut, die als großflächige, flammenförmige Rötung erscheint und an der von 100 000 Einwohnern jährlich ca. 100 Personen betroffen sind.

Was ist eine Wundrose? – Einzelheiten zum Erysipel

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Unter einem Erysipel (altgriechisch für: ‚rote bzw. gerötete Haut‘) versteht man in der Medizin eine akute Infektion der oberen Hautschichten und dort gelegenen Lymphwege. Sie wird meist durch ß-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A (Streptococcus pyogenes) ausgelöst, die durch eine entsprechende Eintrittspforte, etwa einen Mückenstich oder eine offene Wunde unter die Haut gelangen. Besagte Bakterien produzieren hautreizende Giftstoffe, die nach Freisetzung in der Epithel eine Entzündung bzw. entzündliche Schwellung verursachen. Die Rötung tritt dabei häufig an den Armen, Beinen oder im Gesicht (Gesichtsrose) der Patienten auf. Gelegentlich kann auch der Bauchnabel von einer Wundrose betroffen sein. Unterschieden wird zwischen folgenden Arten von Erysipel:

  • abszedierendes Erysipel – Entzündung breitet in die tiefer gelegenen Hautschichten aus
  • bullöses Erysipel – Erysipel geht mit Bläschenbildung einher
  • hämorrhagisches Erysipel – Entzündung mit großflächigen Einblutungen in die Eintrittswunde
  • ekchymatöses Erysipel – Entzündung mit kleinflächigen Einblutungen in die Eintrittswunde
  • gangränöses Erysipel – Erysipel geht mit Hautnekrosen einher
  • glattes bzw. flaches Erysipel – Erysipel im Frühstadium mit glatter, glänzender Oberfläche
  • wanderndes Erysipel – Entzündung breitet sich um die Eintrittspforte herum aus

Durch die Infektion im oberen Dermalgewebe kommt es bei einer Wundrose zu schmerzhaften Rötungen der Haut, weshalb das Erysipel im Volksmund auch unter dem Namen ‚Rotlauf‘ bekannt ist. Auch eine Schwellung im Bereich der Eintrittswunde ist denkbar. Nicht zu verwechseln ist die Wundrose mit der Gürtelrose. Dieser liegt keine bakterielle, sondern eine virale Infektion zugrunde.

Ursachen für Wundrose

Couperose
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Neben ß-hämolysierenden A-Streptokokken kommen für ein Erysipel auch andere Erreger in Frage. Hierzu zählen vor allem Streptokokken aus anderen Gruppen, wie etwa der Staphylococcus aureus oder das Stäbchenbakterium Klebsielle pneumoniae. In seltenen Fällen ist auch eine durch Pilze verursachte Entzündung der Haut für die Entstehung der Wundrose verantwortlich. Als Eintrittspforte für die Bakterien gelten dabei häufig Hautbeschädigungen, die wie folgt ausgelöst werden können:

 

Unfallverletzungen: Ob starke Prellungen, Quetschungen, Platz- oder Schnittwunden – jegliche Gewalteinwirkung auf die oberen Dermalschichten stellt eine leichte bis schwere Beschädigung der Haut dar, welche als Eintrittswunde für Bakterien und andere Erreger dienen kann. Je nach Ausmaß und Intensität der Verletzung kann diese zur Entstehung einer Wundrose führen.

Insektenstiche: Stechmücken gelten als berühmt berüchtigte Infektionsüberträger. Durch ihre Saug- und Schnittwerkzeuge öffnen sie nicht nur die Epithel ihrer Opfer, sondern hinterlassen in der Stichwunde zudem auch entzündungsverursachende Erreger wie Bakterien oder Giftstoffe, die später für das klassische Anschwellen des Mückenstichs sorgen. Ein Erysipel stellt sich hier meist schon nach kurzer Zeit ein, wobei neben der Hautrötung auch mit Juckreiz gerechnet werden muss.

Pilzerkrankungen: Fuß- oder Nagelpilzerkrankungen können ebenfalls die Entstehung einer Wundrose begünstigen. Besonders riskant ist hierbei eine Entzündung des Nagelbetts, da der Infektionsherd hier nur schwer zugänglich ist und eine Behandlung sich dementsprechend kompliziert gestaltet.

geschwächtes Immunsystem: Nicht jede Verletzung, Stichwunde oder Pilzerkrankung muss zwingend zu einem Erysipel führen. Das Risiko einer Entzündung wird jedoch durch eine geschwächte Immunabwehr erhöht. Besonders gefährdet sind deshalb Menschen mit einer immunschwächenden Vorerkrankung oder allgemein labilem Gesundheitszustand. Hierzu zählen vor allem ältere Menschen, Rauschmittelkonsumenten wie Alkoholiker oder Drogenabhängige, und Patienten mit einer bestehenden AIDS-Erkrankung, Diabetes Durchblutungsstörungen oder beschädigten Lymphgefäßen.

 

Welche Symptome verursacht die Wundrose?

Wunde
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Charakteristische Symptome für ein Erysipel sind schmerzhafte, oft scharf begrenzte Hautrötungen. Sie erscheinen meist flammenförmig und breiten sich in Abhängigkeit von der zugrunde liegenden Hautverletzung entweder nach wenigen Stunden oder Tagen rasch an der betroffenen Hautstelle aus. Im Frühstadium erscheint die Rötung zunächst flach und glänzend. Im späteren Verlauf zeigt sich um die Eintrittswunde jedoch eine gut sichtbare Schwellung, die von einer leicht erhöhten Hauttemperatur begleitet wird. Weitere Symptome, durch welche sich ein Erysipel bemerkbar machen kann, sind:

  • Abgeschlagenheit
  • Fieber
  • geschwollene, druckempfindliche Lymphknoten
  • Hautbläschen
  • Hautblutungen
  • Hautnekrosen
  • Herzrasen
  • Kopf- und Gliederschmerzen
  • Übelkeit
  • Schüttelfrost

Vorsicht!Sollte eine Wundrose nicht rechtzeitig behandelt werden, besteht die Gefahr einer Verklebung der Lymphbahnen, was zu einem gestörten Lymphfluss führen kann. Ein erneutes Aufkeimen der Infektion ist hier sehr wahrscheinlich. Auch sind Erkrankungen wie die sogenannte Elephantiasis aufgrund eines Lymphstaus nicht auszuschließen. Bei Gesichtsrose im Speziellen kann es ohne geeignete Therapie darüber hinaus zu Hirnvenenthrombosen und Hirnhautentzündungen (Meningitis) kommen.

Diagnose und Therapie bei einem Erysipel

Häufig reicht bei Wundrose eine reine Blickdiagnose aus, um die Infektion festzustellen. Gleichzeitig untersuchen behandelnde Ärzte, ob eine Vorerkrankung besteht (z.B. Immunschwäche oder Verletzung), welche als Auslöser für die Erysipel verantwortlich gemacht werden kann. Ebenfalls denkbar, etwa zur Feststellung einer bakteriellen Infektion des Blutes, sind entsprechende Bluttests. Sobald die Entzündung und deren Ursache erkannt sind, erfolgt eine Behandlung auf Grundlage folgender Therapieansätze:

 

Antibiotikatherapie: Wirstoffe wie Penecillin, Flucloxacillin oder Cephalosporine erwiesen sich bislang als am besten geeignet zur Therapie gegen ein Erysipel. Bei leichteren Erscheinungsformen der Wundrose reicht eine Einnahme besagter Wirkstoffe in Tablettenform. In schwereren Fällen der Infektion, beispielsweise einem hämorrhagischen Erysipel, ist hingegen eine stationäre Behandlung notwendig. Hier erfolgt die Verabreichung des Antibiotikums über eine intravenöse Infusion.

palliative Therapie: Ergänzend zur therapeutischen Behandlung mit Antibiotika kann ggf. eine Symptombehandlung, etwa zur Linderung von Schmerzen oder zur Fiebersenkung stattfinden. Ebenfalls unerlässlich ist es, den Infektionsherd um die Eintrittswunde steril zu halten und die Abheilung der Wundrose konstant zu überwachen. Dies dient der Vorbeugung gegen Neuinfektionen durch Rückstände von Bakterien.

 

Tipps zu Hausmitteln und Präventionsmaßnahmen gegen Wundrose

  • Besonders effiziente Hausmittel, die gegen ein Erysipel angewendet werden können, sind desinfizierende und schmerzstillende Hautsalben. Je nach Ursache für die Entzündung können diese entweder von Mückenstichpräparaten, Fußpilzcremes oder Kräutersalben aus Arnika oder Belladonna bestehen. Auch Linolacreme, Rivanol und Erysidoron sind bei einem Erysipel ideal für die Bekämpfung von Bakterien.
  • Kratzen oder Reiben Sie auf keinen Fall an der entzündeten Hautstelle herum, da Sie Streptokokken und andere Bakterien auf diese Weise nur weiter unter der Haut verteilen. Nutzen sie stattdessen lieber kühlende Umschläge mit entzündungshemmenden Kräuterzusätzen wie Arnikablüten oder Fenchel.
  • Zur Vorbeugung gegen ein Erysipel ist es dringend notwendig, Wunden umgehend nach deren Entstehung zu desinfizieren, um eine Infektion der Haut durch Bakterien zu verhindern. Auch Fuß- und Nagelpilzerkrankungen sollten schnellst möglich behandelt und dabei kontinuierlich gereinigt werden.
  • Eine regelmäßige Hautpflege ist ebenfalls eine sinnvolle Präventivmaßnahme gegen Wundrose. So können Sie durch regelmäßiges Eincremen beispielsweise eine Austrocknung Ihrer Haut und damit verbundene Hautrisse verhindern. Ebenfalls zu empfehlen sind gelegentliche Maniküren und Pediküren. Richtig ausgeführt schützen diese Ihr Fuß- und Nagelbett vor lästigen Pilzkrankheiten.
  • In Bezug auf die richtige Hygiene sei erwähnt, dass auch zu viel des Guten das Risiko eines Erysipels erhöhen kann. Bestes Beispiel hierfür ist ein übertriebenes, zu heißes oder zu langes Duschen bzw. Baden. Neben einem Austrocknen kann es hier auch zu einem dauerhaft verminderten pH-Schutz der Haut kommen, was eine erhöhte Infektionsgefahr begünstigt.
  • Personen, die an einer immunschwächenden Krankheit leiden, sind dazu angehalten, ihre Körperabwehr durch nährstoffreiche Kost zu fördern. Dies schützt nicht nur vor Wundrose sondern auch vor anderen bakteriellen Erkrankungen.

Fazit

Bei der Wundrose handelt es sich also um eine Infektionskrankheit der Haut infolge von Bakterien, die unbedingt behandelt warden muss. Sollten Sie bei sich die typischen Symptome wie geschwollene Lymphknoten, Fieber und Abgeschlagenheit sowie eine Schwellung auf der Haut entdecken, gehört der Weg zum Arzt zum Pflichtprogramm.