Freitag, März 29, 2024

Nesselsucht (Urtikaria)

Nesselsucht (Urtikaria) – Ursachen, Symptome, Therapie – Ratgeber

Eine der häufigsten Hautkrankheiten der Welt ist die Nesselsucht (Urtikaria). Allein in Deutschland leiden schätzungsweise 800 000 Menschen an einer Form dieser Allergie, die mit Hautausschlag, Quaddeln, Juckreiz und anderen allergischen Reaktionen einhergeht. Als Auslöser für die chronische Überempfindlichkeit der Haut kommen bei Nesselsucht zahlreiche Faktoren in Frage, welche bislang aber nur sehr ungenau definiert werden konnten.

Was ist Nesselsucht? – Einzelheiten zu Urtikaria

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Nesselsucht bezeichnet eine chronische Allergie der Haut gegen bestimmte Umwelteinflüsse. Ihr medizinischer Beiname Urtikaria leitet sich dabei von dem lateinischen Wort urtica für ‚Brennnessel‘ ab. Die Bezeichnung ist in Anbetracht der für Nesselsucht typischen Symptome (Juckreiz und Hautausschlag in Form von Quaddeln) gut gewählt, sind diese doch nahezu identisch mit den allergischen Hautreaktionen, welche durch die Berührung einer Brennnessel entstehen.

Besonders häufig tritt die chronische Nesselsucht als physikalische Urtikaria auf. Der Begriff bezeichnet all jene Arten der Nesselsucht, die nicht durch chemische Kontaktprozesse, sondern durch mechanische Reize oder Temperaturen entstehen. Hierzu zählen:

  • Urtikaria factitia
    entsteht durch äußere Krafteinwirkung, wie Kratzen, Scheuern oder Reiben.
  • Druckurtikaria
    entsteht durch das Tragen zu eng anliegender Kleidung oder Gürtel.
  • Vibrationsurtikaria
    entsteht durch das Arbeiten mit vibrierenden Gräten (z.B. Presslufthammer).
  • Kälteurtikaria
    entsteht durch den Kontakt mit Eis, kalten Metallen, oder kaltem Wasser.
  • Wärmeurtikaria
    entsteht durch den Kontakt warmen Oberflächen oder zu warmen Temperaturen.
  • Lichturtikaria
    entsteht durch den Kontakt mit UVA-Strahlung (z.B. Tageslicht oder Solarium).

Ursachen für Urtikaria

In vielen Fällen bleiben die genauen Gründe für eine Nesselsucht ungeklärt. Allerdings gibt es eine grobe Unterteilung der Erkrankung Urtikaria, die sich am jeweiligen Ursachenspektrum orientiert:

 

physikalische Urtikaria: Als Hauptverursacher einer physikalisch bedingten Nesselsucht gelten unter anderem bakterielle Infektionen, wie sie bspw. durch Heliobacter pylori Viren ausgelöst werden. Zudem werden Entzündungen der Haut, Medikamente, Parasiten und Nahrungsmittelallergien als Auslöser für physikalische Urtikaria vermutet.

cholinergische Urtikaria: Bei der cholinergischen Urtikaria bzw. Schwitzurtikaria wird die chronische Reizreaktion der Haut durch die Erhöhung der Körpertemperatur bzw. dadurch entstehende Schweißabsonderungen verursacht. Quaddeln und Juckreiz sind somit Teil einer Allergie gegen den eigenen Körperschweiß. Als Auslöser für den Schweißfluss kommen hierbei psychischer Stress, scharfes Essen oder das Baden in zu heißem Wasser in Frage.

aquagene Urtikaria: Diese Form der Nesselsucht wird gemeinhin auch als Wasserurtikaria bezeichnet und durch den Kontakt mit Wasser ausgelöst. Selbst destilliertes Wasser kann hier zu Hautrötungen, Quaddeln und Juckreiz führen, wobei sich der Hautausschlag nach spätestens 30 Minuten bemerkbar macht. Die aquagene Urtikaria tritt vor allem am Oberkörper auf.

Kontakturtikaria: Treten Quaddeln, Juckreiz und Co. als allergische Reaktion gegen bestimmte Substanzen (außer Wasser) auf, so spricht man von einer Kontakturtikaria. Auslöser hierfür können Insektengifte, Nahrungsmittel und deren Zusatzstoffe oder aber Arzneimittel sein. Insbesondere Impfstoffe und Antibiotika erwiesen sich hier als häufige, medikamentöse Ursachen für eine durch Kontakt ausgelöste Nesselsucht.

 

Welche Symptome verursacht Nesselsucht?

© Jürgen Fälchle - Fotolia.com
© Jürgen Fälchle – Fotolia.com

Bei einer durch Nesselsucht ausgelösten, allergischen Hautreaktion kommt es zunächst zu starkem Juckreiz, der gelegentlich auch von einem Brennen begleitet wird. Damit einher gehen rötliche bzw. blassrote Hautirritationen, deren Erhebungen sich im weiteren Verlauf der Urtikaria zu 3 mm bis handgroßen Quaddeln ausbilden.

Charakteristisch für besagte Quaddeln sowie die damit verbundenen Hautrötungen ist ein Wandern des Hautausschlags von dessen Ursprungsstelle zu anderen Stellen des Körpers, weshalb Urtikaria selten lokal begrenzt bleibt. Insgesamt können die Symptome der dermalen Reizung bis zu 12 Stunden anhalten. Ein wiederholtes Aufkeimen des juckenden Ausschlags über mehrere Wochen, Monate, manchmal sogar Jahre hinweg ist bei dauerhaftem Kontakt mit entsprechenden Auslösern für die chronische Nesselsucht nicht auszuschließen.

Neben dem üblichen Auftreten von Juckreiz und Hautausschlag klagen gut 50 % aller Betroffenen über Angioödeme. Anders als an der Hautoberfläche gelegene Quaddeln manifestieren sich diese polsterartigen Hautschwellungen meist im Unterhautgewebe und können sowohl an den Füßen, den Händen und im Gesicht, als auch im Genitalbereich auftreten. Selbst die Schleimhäute sind vor einem Befall durch Angioödeme nicht geschützt, sodass auch Schwellungen im Bereich des Kehlkopfes oder der Zunge eintreten können. Weitere Symptome bei Nesselsucht sind:

  • anaphylaktischer Schock
  • Angstzustände
  • Asthmaanfälle
  • Bewusstlosigkeit
  • Bronchialkrämpfe
  • Durchfall
  • Erbrechen
  • Kreislaufprobleme
  • Herzrasen
  • Unwohlsein

Therapie bei Nesselsucht – was hilft gegen Urtikaria?

© Jürgen Fälchle - Fotolia.com
© Jürgen Fälchle – Fotolia.com

Für eine erfolgreiche Behandlung von Nesselsucht muss zunächst die genaue Ursache für die Erkrankung gefunden werden. Die Ursachenforschung geschieht in erster Linie durch entsprechende Allergietests, bei denen untersucht wird, ob die betroffene Person auf bestimmte Substanzen, Lebensmittel, Pollen oder Insektengifte reagiert. Nach einer erfolgreichen Diagnose ist eine Therapie mit folgenden Wirkstoffen üblich:

 

Antihistamine – Da Histamin oftmals als Entzündungsstoff bei Nesselsucht fungiert, ist es sinnvoll die Histaminausschüttung des Körpers mittels H1-Antihistaminen zu blockieren. Aufgrund zahlreicher Nebenwirkungen bei Langzeittherapien ist eine derartige Behandlung jedoch nur für kurze Zeiträume zu empfehlen.

Ciclosporin – Der Wirktoff Ciclosporin ist ebenfalls dazu in der Lage, die Ausschüttung von Histamin zu drosseln, indem er die Regulierung des Immunsystems ankurbelt. Verwendet wird Ciclosporin allerdings ausschließlich zur Behandlung von äußerst schweren Formen von Nesselsucht, die auf eine Antihistamintherapie nicht oder nur bedingt ansprechen.

Kortison – Aufgrund zahlreicher Nebenwirkungen ist eine Behandlung mit Kortison heutzutage nur im äußerten Notfall empfehlenswert. Sollten die Symptome der Urtikaria aber auf kein anderes Arzneimittel ansprechen, stellt das Hormon eine sinnvolle, wenn auch unliebsame Alternative dar.

Omalizumab: Als Erfolg versprechend für die Behandlung von Nesselsucht erwies sich in der Vergangenheit der monoklonale Antikörper Omalizumab. Insbesondere bei der Therapie von Kälte-, Wärme- und Lichturtikaria gilt der Wirkstoff als äußerst effizient. Leider existieren bislang noch keine verlässlichen Studien, welche die Wirkung des Antikörpers bei Urtikaria bestätigen.

 

Vorsorge und Prävention bei Nesselsucht

Jucken
CC0, Hans / Pixabay

Vorbeugen lässt sich einer Nesselsucht nur bedingt, da die Auslöser für die Erkrankung so gut wie überall in der Umwelt vorkommen. Allerdings gibt es einige Methoden, um entsprechende Allergieerreger zu meiden:

  • Lassen Sie von Ihrem Hausarzt einen oder mehrere Allergietests durchführen, um festzustellen, auf welche Umwelteinflüsse Sie besonders sensibel reagieren. Hierbei sollten sowohl Lebensmittel und Pflanzenpollen, als auch Insektengifte und Arzneimittel auf ihre (Un-)Verträglichkeit geprüft werden.
  • Bei Lebensmittelallergien ist es sinnvoll, die entsprechenden Nahrungsmittel so gut es geht zu meiden. Auch scharfes Essen, das zu einer Form von Schwitzurtikaria führen kann, ist bei Vorliegen einer lebensmittelbedingten Nesselsucht vorsichtshalber zu reduzieren.
  • Als Heuschnupfengeplagte(r) empfehlen wir Ihnen, in Jahreszeiten mit kritischem Pollenstand auf einen Spaziergang im Freien zu verzichten. Alternativ können Sie beim Agieren im Freien gezielt Waldränder, blühende Wiesen, Felder und Parks umgehen.
  • Im Falle einer Insektengift- oder Arzneimittelallergie ist es ebenfalls ratsam, von den jeweiligen Auslösern Abstand zu nehmen. Bei Arzneimittelunverträglichkeiten besteht zudem die Möglichkeit eine alternative Medikation (z.B. homöopathische Präparate) zu wählen.

Fazit

Die Nesselsucht ist eine allergische Reaktion der Haut, die sehr nervenaufreibende Symptome aufweist. Wenn Sie entsprechende Quaddeln und Juckreiz bemerken, sollten Sie einen Arzt aufsuchen und die Ursache genauer abklären lassen. Zusammen mit Ihrem Arzt kann eine entsprechende Behandlung eingeleitet werden.