Dienstag, April 23, 2024

Burnout-Syndrom

Burnout-Syndrom – Informationen und Tipps zum Burn-out

Die tägliche Arbeit bietet uns einen Lebensinhalt, aber immer häufiger ebnet sie den Weg zu schweren gesundheitlichen Problemen. Bereits seit einigen Jahren beherrschen die Nachrichten von einer gesteigerten Krankheitsrate infolge des Burnout-Syndroms die Medien und Krankenkassen verzeichnen deutlich erhöhte Krankschreibungen, denen diese Diagnose zugrunde liegt. Diese Nachrichten bestätigt ebenfalls die PBtK-Studie zur Arbeitsunfähigkeit 2012. Burn-out, Englisch für „ausgebrannt sein“ bezeichnet den Gemüts- und Gefühlszustand der betroffenen Personen zutreffend. An der ständigen Erschöpfung leidende Menschen fühlen sich häufig schon von geringsten Aufgaben überfordert, sind übermüdet und klagen, dass ihre „Batterien leer seien“. Im schlimmsten Fall kann die Krankheit zum Tod führen, nämlich dann, wenn Betroffene keinen Ausweg mehr finden und ihnen ausschließlich mit Unverständnis begegnet wird.

Zum ersten Mal wurde die psychische Krankheit, die den Diagnoseschlüssel Z73.0 nach der ICD-10 besitzt, in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts diagnostiziert. 1974 kam der erste wissenschaftliche Artikel zum Krankheitsbild heraus, der beschrieb, dass die Erkrankung mit einer chronischen Stressbelastung in Verbindung steht.

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Problematisch an der Erkrankung ist, dass viele Ärzte vorzeitig die Diagnose stellen, sie also quasi schon zu einer Modediagnose geworden ist. Burnout gilt als greifbar, als ein Begriff, den jeder versteht und der nicht direkt impliziert, dass eine „richtige“ psychische Erkrankung vorliegt. Diese Annahme ist bei echten Burnout-Fällen falsch, die die Diagnose stellt oftmals einzig einen Sammelbegriff für diverse psychische Faktoren dar. So leiden Burnout-Patienten zumeist gleichzeitig an Schlafstörungen und Angstzuständen, können aber auch in die Depression abrutschen oder vorrangig an einer leiden.

Die Ursachen für die Erkrankung

CC

Obwohl in einer Vielzahl an Fällen Berufstätige und stark eingespannte Personen am Burnout-Syndrom erkranken, ist sie nicht allein dieser Bevölkerungsschicht zu Eigen. Dass das Hauptaugenmerk auf Berufstätigen liegt, hängt vor allem damit zusammen, dass Berufstätige eher krankgeschrieben werden, als Hausfrauen, Mütter oder Arbeitssuchende. Allgemein gelten als Ursachen

  • andauernder, nicht nur zeitbegrenzter Stress
  • Mobbing
  • Erschöpfung (körperlich und geistig)
  • fehlende Abgrenzung
  • keine positiven Rückmeldungen
  • Konflikte
  • Verlustängste (Arbeitsplatz/Partner)
  • finanzielle Probleme

Die Vielzahl der möglichen Ursachen, die natürlich nicht zwingend alle zutreffen müssen, zeigt deutlich, wie breit gefächert die gefährdete Personengruppe ist. Während die Stressbelastung zwischen Berufs- und Privatleben, Ärger, Probleme oder gar Mobbing am Arbeitsplatz und die fehlende Rückmeldung von Vorgesetzten als Hauptkriterium gelten, gibt es zahlreiche weitere Faktoren, die nachfolgend genauer beleuchtet werden:

 

  • Fehlende Abgrenzung:

Diese Begrifflichkeit kann sowohl den privaten als auch den beruflichen Bereich betreffen. Personen, die sich Angriffe von verärgerten Kunden oder Bekannten stets zu Herzen nehmen und sich selbst nicht von Vorwürfen oder Beschuldigungen abtrennen, laufen eher Gefahr, am Burn-out zu erkranken. Besonders problematisch ist die fehlende Abgrenzung in Pflegeberufen oder rechtlich-beratenden Berufen. Schuldnerberater oder Gerichtsvollzieher, die keine Distanz zum Schuldner aufbauen, sondern die Probleme im Laufe der Zusammenarbeit als ihre eigenen betrachten, sind stets gefährdet.

 

  • Verlustängste:

Es ist der Kampf gegen Windmühlen. Viele Burnout-Patienten haben übermäßig Furcht, den Arbeitsplatz zu verlieren oder vom Partner verlassen zu werden. Diese Ängste führen zu einem ständig vorhandenen emotionalen Stress, der, zusätzlich zur täglichen Belastung, die zusätzlich zur Arbeitsbelastung aufkommt. Betroffene glauben, es niemandem Recht machen zu können, den Haushalt, die Kinderbetreuung und das Berufsleben nicht zu vereinen und werden durch fehlende positive Rückmeldungen in ihrem Glauben bestärkt.

 

  • Finanzielle Probleme:

Ein sehr geringes Einkommen und der ständige Verzicht können ebenfalls zu einem Burn-out führen. Insbesondere Personen, die mehrere Jobs nebeneinander ausüben und von einem Arbeitsplatz zum nächsten hasten, erkranken häufiger an dem Erschöpfungssyndrom.

Habe ich Burn-out? Die Symptome

Zugegeben, es gibt im Internet Dutzende Tests, die Hinweise auf ein Burn-out geben sollen. Die Tests sind jedoch nicht anerkannt und geben höchstens eine Richtung preis. Sicher ist, dass die Erkrankung niemals von heute auf morgen auftritt, sondern stets schleichend verläuft. Daher wird sie selten in den Anfangsstadien erkannt, die von Betroffenen selbst nur selten ernst genommen werden. Da das Syndrom fallweise unterschiedlich verlaufen kann, gibt es auch nur Symptome, die zutreffen können, aber nicht müssen:

  • Körperliche Beschwerden (ständige infekte, Halsschmerzen, Gliederschmerzen, Ohrgeräusche)
  • Dauermüdigkeit
  • Schlaflosigkeit
  • Lustlosigkeit
  • Gereiztheit
  • Versagensgefühle
  • Angstzustände
  • Angst vor der Überforderung
  • Erschöpfung (körperlich und seelisch)
  • Konzentrationsstörungen
  • Stimmungsschwankungen

Die Liste der Symptome überschneidet sich in vielen Bereichen mit dem Krankheitsbild der Depression. Tatsächlich kann sich hinter der ständigen Erschöpfung, der Schlaflosigkeit und des Gefühls der Hoffnungslosigkeit eine Depression verbergen. Nicht selten geht das Burnout-Syndrom indirekt in eine Depression über, weshalb eine rasche Behandlung unbedingt angeraten ist.

Problematisch ist, dass Betroffene erst ihre Probleme erkennen, wenn es bereits zu spät ist. Daher sollten auch Angehörige einschreiten, wenn sie spüren, dass sich ein Bekannter, Familienmitglied oder ein guter Freund

  • sich zurückzieht
  • kein Interesse an Treffen mehr hat
  • übermäßig angespannt ist
  • lustlos und gereizt wirkt.

 

  • Übrigens: Ein prominentes Beispiel, für einen Burnout-Fall, bei dem die Grenzen von der ständigen Erschöpfung und der Depression verschmolzen, ist der verstorbene Nationaltorwart Robert Enke, der sich am Ende das Leben genommen hat.

Die Behandlung – Schritt für Schritt zurück ins Leben

 

  • Vorweg: Es gibt keine typischen Behandlungen, keine Tabletten, die zu einem raschen Erfolg führen. Der Weg aus der ständigen Erschöpfung zurück ins Leben ist lang und steinig, kann aber bewältigt werden.

Einfach nur ausruhen und entspannen sind keine zielführenden Maßnahmen, um dem Burn-out Herr zu werden. Zuerst müssen die Ursachen genau deklariert werden. Hausärzte sind mit der Ursachenforschung zumeist vollkommen überfordert, weshalb es ratsam ist, sich direkt eine Überweisung zum Psychologen oder einem Psychotherapeuten ausstellen zu lassen. Diese können zudem abklären, ob es sich tatsächlich um ein Burn-out handelt oder nicht doch um eine Depression.

Die eigentliche Therapie kann ambulant und stationär erfolgen, wobei die stationäre Therapie sich nicht allein in schweren Fällen empfiehlt, sondern auch in Fällen, bei denen ersichtlich ist, dass ein Entspannen und eine Loslösung von den Problemen im gewohnten Umfeld nicht möglich sind.

Sicherlich lassen sich die Symptome innerhalb mehrerer Wochen lindern, wichtig ist jedoch, dass Betroffene sich und ihr Leben ändern. Gerade Personen, die sehr perfektionistisch veranlagt sind, müssen lernen, sich Fehler einzugestehen. Sie müssen lernen, dass es menschlich ist, nicht perfekt zu sein und es niemals jedem recht machen zu können. Die ständige Erreichbarkeit, die stetige Abrufbereitschaft für Vorgesetzte und Familienmitglieder muss enden. Nur, wer sich selbst Freiräume schafft, einen eigenen Ruhepol findet und sich selbst Grenzen setzt, kann die Krankheit besiegen und einen Rückfall vermeiden. Hierzu eignen sich insbesondere die sogenannten Verhaltenstherapien, in denen Betroffene lernen, wie sie mit für sie schweren Situationen umgehen können.

So lässt sich die Erkrankung vermeiden

Treten diese Punkte auf und wiederholen sich, ist Eile geboten. Nun heißt es, das eigene Leben zu analysieren:

  • Ist die momentane Situation zufriedenstellend? Oder bedeutet der momentane Arbeitsalltag automatisch Frust? Es ist hilfreich, eine Tabelle mit Plus- und Minuspunkten zu erstellen. Überwiegen die Minuspunkte, gerät das Leben aus dem Lot.
  • Gibt es Möglichkeiten, die Situation zu bereinigen? Wer vormals Sport nach der Arbeit getrieben hat und die Betätigung schätze, sollte sie wieder aufnehmen. Doch auch ein gemütliches Essen in einem Restaurant, ein Treffen mit Freunden, kurz, alles, was früher die Zufriedenheit stärkte, muss nun wieder in den Alltag integriert werden – auch wenn es schwer fällt.
  • Selbst ist der Mann/die Frau? Nicht immer. Arbeiten, die von Mitmenschen oder Kollegen erledigt werden können, sollten abgegeben werden. Das gilt insbesondere für Personen, die ständig ohne Rücksicht auf eigene Verluste Aufgaben von Kollegen übernehmen. Jeder Tag erhält ab sofort Pausen. Damit ist keine hektische Mittagspause am Arbeitsplatz gemeint, sondern ein gemütlicher Spaziergang in der Pause, eine halbe Stunde vor der Hausarbeit auf dem Sofa oder ein langes, entspannendes Bad.
  • Die eigenen Erwartungen senken. Burnout-Betroffene sind oftmals wahre Perfektionisten und fest überzeugt, die Welt bliebe ohne sie stehen. Das Denken ist Gift für die Seele – und mit ihr für die Psyche. Fehler sind normal und dürfen geschehen.
  • Der letzte Hinweis ist wahrscheinlich der Schwerste: Das Nein-Sagen. Dafür ist er besonders nützlich, denn mit einem freundlichen, doch klaren »Nein« bürden sich Gefährdete nicht weitere Aufgaben auf, die sie irgendwann vollkommen überfordern.